Ehemalige Partei-Chefin fordert Strategiewechsel der Grünen

Bild: Eigenes Werk /OTT
Die ehemalige Grünen-Chefin Ricarda Lang drängt auf einen Kurswechsel ihrer Partei. Die Grünen müssten mehr Konflikte wagen und stärker auf das Thema soziale Gerechtigkeit setzen, sagte Lang der "taz". "Wir brauchen ein neues Politikmodell."
Die alte Strategie Robert Habecks, Brücken in andere Lager zu bauen,
funktioniere heute nicht mehr. "Inzwischen steht auf der anderen Seite
der Brücke häufig jemand, der sie abfackelt, noch bevor die Baumaßnahmen
abgeschlossen sind."
Bisher sei der Ansatz gewesen, dass zur
Verteidigung der Demokratie alle in der Mitte zusammenkommen.
"Rückblickend ist die Union bloß immer weiter nach rechts gerückt und
wir anderen sind staffelweise gefolgt", sagte Lang. "Das kann nicht die
Lösung sein. Für demokratische Mehrheiten braucht es ein starkes,
progressives Lager." Die Grünen sollten der starke Gegenpol zu einer
konservativen Merz-Regierung sein.
Im progressiven Lager, so Lang
weiter, gebe es genug Platz für unterschiedliche Rollen. "Die
Linkspartei kann Menschen erreichen, die nach der starken Deklassierung
und dem Sozialabbau der letzten Jahrzehnte nicht mehr bereit sind, den
Grünen zuzuhören", so Lang weiter. "Gleichzeitig gibt es etwa im
liberalen Bürgertum viele, die uns nahestehen und auch ein Problem mit
der Vermögensungleichheit haben - sei es aus Überzeugung oder weil sich
zum Beispiel ein Haus nur noch leisten kann, wer geerbt hat." Ziel müsse
sein, progressive Mehrheiten wieder möglich zu machen.
Lang war
bis zu ihrem Rücktritt im November 2024 zusammen mit Omid Nouripour
Bundesvorsitzende der Grünen. Die Bundestagsabgeordnete gehört zum
linken Flügel der Partei.
Quelle: dts Nachrichtenagentur