Landesregierung will Lesben und Schwule schützen - "Kita-Koffer" soll Kinder Toleranz lehren
Archivmeldung vom 15.12.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSachsen-Anhalts Justizministerin Angela Kolb (SPD) will gegen die Diskriminierung von Lesben, Schwulen und weiteren sexuellen Minderheiten im Land vorgehen. Das berichtet die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung.
Im Landeskabinett hat Kolb einen Aktionsplan vorgelegt, der ab 2016 greifen soll. Das Maßnahmenpaket, das eine größere Toleranz für die Minderheiten schaffen soll, setzt bereits bei der Kindererziehung an: Mit sogenannten Kita-Koffern sollen künftig Kinder im Vor- und Grundschulalter spielerisch mit Rollenbildern, Geschlechtervielfalt und verschiedenen Familienmodellen vertraut gemacht werden. "Wir wollen für mehr Sensibilität sorgen", sagte Kolb dem Blatt. Mit dem Konzept der "Kita-Koffer", die Kinderbücher und pädagogisches Begleitmaterial enthalten, stützt sich Kolb auf Erfahrungen aus Berlin und Rheinland-Pfalz. Dort gelte der Ansatz als "gelungenes Beispiel" für die Sensibilisierung für Geschlechtervielfalt, heißt es in dem Papier, das die Zeitung zitiert. Kolbs Aktionsplan sieht auch Schulungen des Kita- und Schulpersonals vor. Dreh- und Angelpunkt der Kabinettsvorlage ist die anhaltend hohe Dunkelziffer von Gewalttaten gegen Homosexuelle, Intersexuelle sowie Transsexuelle und Transgender - letztere sind Menschen, die sich nicht mit ihrem natürlichen Geschlecht identifizieren. "Nur ein geringer Teil der Beleidigungen, Drohungen und Angriffe wird bei der Polizei bekannt", sagte Kolb. So sei die Kriminalitätsstatistik kaum aussagekräftig: Von 2007 bis 2014 registrierte die Polizei landesweit 19 Delikte, die sich gegen die sexuelle Orientierung der Opfer richtete. Doch diese Zahl sei weit weg von der Realität, heißt es beim Lesben- und Schwulenverband Sachsen-Anhalt. "Richtig ist, dass die Opfer nur selten Anzeige erstatten", sagte Vorstandsmitglied Karsten Köpp der Zeitung. "Viele Betroffene haben Angst, dass sie in ihrer Opferrolle nicht verstanden und im schlimmsten Fall erneut diskriminiert werden." Der Landesverband berät jährlich rund 40 Betroffene.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)