Kinderschutzbund empört über Aussetzen des Familiennachzugs für syrische Frauen und Kinder
Archivmeldung vom 10.11.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit Empörung hat der Deutsche Kinderschutzbund auf Forderungen aus Unionskreisen reagiert, den Familiennachzug für syrische Frauen und Kinder für zwei Jahre auszusetzen. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sprach Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers von einem "glatten Bruch aller Menschen- und Kinderrechte".
Hilgers bezog sich damit auf entsprechende Forderungen von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) und vom bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU). Der Präsident des Kinderschutzbundes nannte es "unfassbar", wenn diese versuchten, mit einem "wirklich schäbigen Trick" das internationale Recht und das Grundgesetz auszuhebeln. Konkret gehe es etwa um Artikel 10, 18 und 22 der UN-Kinderrechtskonvention, die Kindern unter anderem das Recht auf Familienzusammenführung gebe. Ausgehebelt würden auch Bestimmungen aus der UN-Frauenrechtskonvention, der UN-Menschenrechtskonvention, der UN-Flüchtlingskonvention. Tangiert sei auch Artikel 6 des Grundgesetzes, der nicht allein für Deutsche gelte. Hilgers widersprach der Behauptung, Frauen und Kinder in Syrien wären nur in Einzelfällen gefährdet. "Jeder weiß, was die Terrormiliz IS mit Frauen und Kindern in Syrien macht", sagte der Präsident des Kinderschutzbundes. Durch die Entscheidungen werde eine gelungene Integration erschwert. "Für Kinder sind zwei Jahre eine unglaubliche Zeitspanne im Leben." Die Schäden einer Entwicklungsverzögerung könne man im Leben kaum noch aufholen. Wenn Kinder über einen so langen Zeitraum von einem Elternteil mit Gewalt getrennt werden, führe das zu Bindungsstörungen. Dies sei dann auch schädlich für die Integrationspolitik.
Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland warnte die Bundesregierung davor, den Nachzug von Familien syrischer Flüchtlinge zu unterbinden. Im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Zentralrats-Vorsitzender Aiman Mazyek, ein solcher Schritt sei "Gift für eine schnellere Integration" und stehe im eklatanten Widerspruch zu den Werten des Grundgesetzes. Das Fehlen eines familiären Umfeldes erhöhe zudem soziale Spannungen, so Mazyek.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)