Wer keinen "Gentechnik-Krieg" will, Herr Seehofer, darf nicht am Pulver zündeln
Archivmeldung vom 31.07.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZu den aktuellen Überlegungen von Landwirtschaftsminister Seehofer (CSU) zur Änderung des Gentechnikgesetzes erklärt die agrarpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE., Kirsten Tackmann:
Horst Seehofer will keinen "Gentechnik-Krieg" auf den Feldern oder
in den Dörfern. Mit seinen beabsichtigten Änderungen des
Gentechnikgesetzes befördert er aber genau das. Unter dem
Täuschungsetikett "Risikoforschung" macht er die Tür weit auf für die
Anwendung dieser Risikotechnologie. Damit zündelt Horst Seehofer an
einem Pulverfass. Es geht um die Probe-Anwendung auf dem freien Feld.
Schäden in der Natur und auf dem Nachbaracker sind nicht rückholbar.
Um einen "Gentechnik-Krieg" zu verhindern, fordere ich Horst Seehofer
zu einem zeitlich begrenzten Moratorium für den kommerziellen Anbau
gentechnisch veränderter Kulturen nach Schweizer Vorbild auf. Ein
solches Moratorium ist europarechtlich durchsetzbar, denn es schließt
einen Anbau nicht für immer und ewig aus.
Die geplante Änderung des Gentechnikgesetzes verletzt klar die
Interessen der Nicht-Anwender. Wer "zufällige" Auskreuzungen unter
0,9% als schadens-irrelevant regeln will, riskiert das schleichende
Aus für nicht-anwendende Landwirte, insbesondere von Öko-Bauern. Das
Versprechen im Koalitionsvertrag zur Sicherung der Koexistenz
zwischen Anwendern und Nichtanwendern wird so gebrochen. Ein bisschen
Koexistenz gibt es ebenso wenig wie ein bisschen schwanger. Die
Bauern werden am Ende noch froh sein müssen, wenn sie für diese
ungewollten Auskreuzungen nicht noch Lizenzgebühren für die
"unerlaubte Benutzung gentechnisch-veränderten Saatguts" wie in
Kanada zahlen müssen.
Horst Seehofer bricht darüber hinaus ein weiteres Versprechen des
Koalitionsvertrages: die Sicherung der Wahlfreiheit der
Verbraucherinnen und Verbraucher. Er ignoriert den Willen von über
70% der Verbraucherinnen und Verbraucher, die keine Grüne Gentechnik
in ihren Lebensmitteln wollen. Sie werden sich angesichts der
drohenden, schleichenden Kontamination der landwirtschaftlichen
Produkte mit gentechnisch-veränderten Pflanzen in Zukunft auch bei
regionaler Vermarktung nicht mehr sicher sein können.
Horst Seehofer riskiert genau den Krieg auf den Feldern und in den
Dörfern, den er angeblich nicht will. Darüber hinaus bringt er ihn
auch noch an die Ladentheken. Die Grüne Gentechnik ist eine
verzichtbare Risikotechnologie, deren Folgen irreparabel und nicht
rückholbar sind. Die "Erkenntnislücken etwa in Sicherheitsfragen"
müssen nicht durch weitere Freisetzungsversuche in Deutschland
gefüllt werden. Die verantwortungsbewusste Auswertung internationaler
Erfahrungen mit den Risiken wäre da hilfreicher.
Statt die Profitinteressen der Saatgutmultis sollte Horst Seehofer
die Interessen der einheimischen Bäuerinnen und Bauern vertreten, die
sich in immer mehr gentechnik-freien Zonen organisieren. Die deutsche
Landwirtschaft verliert sonst den Markt, der den Interessen der
Verbraucherinnen und Verbraucher tatsächlich entspricht.
Quelle: Pressemitteilung DIE LINKE.