FDP-Fraktion sieht Zeit für Corona-Aufarbeitung als "zu knapp" an
Archivmeldung vom 10.10.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićNach dem Scheitern einer Koalitionseinigung zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie hat die FDP ihre Ablehnung des SPD-Vorschlags eines Bürgerrats verteidigt. "Wir als FDP-Fraktion wollen eine umfassende wissenschaftliche und politische Aufarbeitung der Corona-Pandemie, um auf eventuelle künftige Pandemien besser vorbereitet zu sein", sagte Fraktionsgeschäftsführer Stephan Thomae dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Mit einem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss ließen sich
Fehlentscheidungen der Corona-Pandemie am besten aufarbeiten, aber auch
mit einer Enquete-Kommission aus Abgeordneten und Wissenschaftlern ließe
sich ein Masterplan für eventuelle künftige Pandemien erarbeiten. Die
weitreichenden Versäumnisse während der Corona-Pandemie ausschließlich
mit einem Bürgerrat aufzuarbeiten, wie es der SPD vorschwebt, würde der
Dimension der Coronakrise aber nicht gerecht."
Thomae machte
deutlich, dass es vor der Bundestagswahl nun nicht mehr zu einer
Untersuchung der Entscheidungsabläufe in der Corona-Pandemie kommen
werde. "Für eine umfassende Aufarbeitung, wie sie der Corona-Pandemie
angemessen wäre, ist die verbleibende Zeit in dieser Wahlperiode zu
knapp", sagte er.
SPD-Fraktionsmanagerin Katja Mast sieht die FDP
als Blockierer der Corona-Aufarbeitung. "Leider sind unsere Bemühungen
an der FDP gescheitert, die diesen Weg nicht mitgehen wollte", sagte die
Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion dem
"Stern".
Die SPD habe mehrmals einen Bürgerrat vorgeschlagen,
auch die Grünen hätten sich dafür ausgesprochen. "Das Zeitfenster für
eine zusätzliche parlamentarische Aufarbeitung der Corona-Pandemie in
dieser Legislaturperiode hat sich geschlossen", sagte Mast. "Die
Ampel-Parteien im Parlament sind in zentralen Punkten nicht
zusammengekommen und konnten sich nicht auf ein geeignetes Format
einigen. Das bedauere ich sehr."
Mast zufolge hätte es ein Forum
gebraucht, in dem die Bürger ihre Alltagserfahrungen aus der Zeit der
Pandemie adressieren können. "Dies hätte den Expertenrat der Regierung
ideal flankiert", ergänzte Mast mit Blick auf das Bürgerrat-Format. Die
FDP pocht stattdessen auf eine Enquete-Kommission, um die staatliche
Corona-Politik aufzuarbeiten.
Am Dienstag beklagte Katharina
Dröge, Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen, dass es "keine gemeinsame
Schnittmenge" zwischen SPD und FDP über die Frage gebe, wie die
Aufarbeitung stattfinden solle. Die Grünen seien "komplett offen"
gewesen für jedes Format.
In der 2020 begonnenen Pandemie waren
zur Zeit der großen Koalition unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit
Beteiligung der Bundesländer unter anderem Ausgangssperren verhängt und
Schulen, Kindergärten und Spielplätze geschlossen worden. Über die
Maßnahmen hatte es zum Teil heftige Auseinandersetzungen gegeben.
Quelle: dts Nachrichtenagentur