FDP will bei Stromtrassen-Bau weg von Erdkabeln
Archivmeldung vom 15.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićIm Streit um den Bau dreier großer Stromleitungen für den Transport erneuerbarer Energien setzt sich die FDP-Fraktion im Bundestag für einen Umstieg von der bisher gesetzlich vorgeschriebenen Erdverkabelung auf Freileitungen ein.
"Als Freie Demokraten wollen wir den Netzausbau mit mehr Freileitungen
vornehmen, da er so günstiger, schneller und mit weniger Eingriffen
vorangeht", sagte der energiepolitische Sprecher der
FDP-Bundestagsfraktion, Michael Kruse, der "Welt am Sonntag". Erdkabel
sollten nur dort zum Einsatz kommen, wo eine Freileitung nicht zumutbar
sei, etwa in der unmittelbaren Nähe von Wohnbebauung.
"Über 35
Milliarden Euro Netzentgelte lassen sich so einsparen", fügte Kruse
hinzu. "Dass rote und grüne Stillstandsparteien in Landesregierungen für
besonders aufwändigen und teuren Netzausbau kämpfen, ist ein Blackout
für die Interessen der Stromverbraucher und ein Rückschlag für den
Industriestandort", sagte Kruse.
Bundestag und Bundesrat liegen
derzeit Anträge vor, in denen die CDU/CSU beziehungsweise die
Bundesländer Sachsen und Baden-Württemberg sich für ein Aufweichen des
seit 2015 geltenden Primats der Erdverkabelung beim Bau von
Höchstspannungsleitungen einsetzen. Konkret geht es dabei derzeit um die
drei größten, noch nicht planfestgestellten Projekte Nord-West-Link
(DC41), Süd-West-Link (DC42) und Ost-West-Link (DC40), die Windstrom vom
Norden in den Süden und Osten Deutschlands transportieren sollen.
Sowohl die Projektbetreiber als auch die Bundesnetzagentur gehen davon
aus, dass mit einem Umstieg auf Freileitungsbau rund 20 Milliarden Euro
eingespart werden könnten.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte
diesen Umstieg bei der jüngsten Ministerpräsidentenkonferenz davon
abhängig gemacht, dass alle 16 Bundesländer über einen solchen Schritt
Einigkeit erzielen. Doch das rot-grün geführte Niedersachsen, auf dessen
Gebiet ein Teil der Trassen verläuft, besteht auf eine Erdverkabelung.
Die
Unionsfraktion im Bundestag fordert Scholz auf, seine Haltung mit Blick
auf das niedersächsische Veto zu überdenken. "Jetzt ist das
Zeitfenster, in dem noch umgesteuert werden kann", sagte der
energiepolitische Sprecher von CDU und CSU, Andreas Jung (CDU). "Statt
aber sensibel abzuwägen, will Olaf Scholz die Debatte abwürgen. Nichts
anderes ist hinter seinem 16:0-Postulat zu sehen", sagte Jung. "Unsere
Verfahren in Bundestag und Bundesrat kennen aber keinen 'ordre du mufti'
des Kanzlers. Ein Basta von Scholz ersetzt nicht parlamentarische
Beratungen." Die Union hat im Bundestag einen Antrag vorgelegt, nach dem
Stromtrassen wenn möglich als Freileitungen gebaut werden sollen und
nur in Ausnahmefällen als Erdkabel.
Quelle: dts Nachrichtenagentur