Große Koalition hält an Atomausstieg fest
Archivmeldung vom 17.10.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Atomausstieg wird auch unter der geplanten großen Koalition Bestand haben. Das jedenfalls ist aus beiden Fraktionen zu hören. So rückt die Union von ihrer Forderung nach längeren Laufzeiten für Kernkraftwerke ab. "Das ist kein Feld für unnötige Auseinandersetzungen", sagte der CDU-Atomexperte Jens Spahn dem "Tagesspiegel" kurz vor Beginn der Koalitionsverhandlungen.
"Längere Laufzeiten sind nicht das
drängendste Problem im Land."
Auch SPD-Umweltexperte Hermann Scheer sieht dem Atomausstieg nicht
als Streitpunkt. "Das Verhandlungsstadium ist in dieser Frage zwar
noch nicht erreicht", sagte er. "Aber das Thema wird auch nicht
besonders heftig diskutiert werden."
Zusammen mit den Grünen hatte die SPD die Laufzeiten der
Kernkraftwerke im so genannten Atomkonsens mit der Energiewirtschaft
begrenzt. Das letzte Kraftwerk, Neckarwestheim, soll demnach im Jahr
2021 vom Netz gehen. Die Union hatte diese politisch festgelegte
Grenze stets kritisiert. Im Wahlkampf plädierte sie dafür, die
Laufzeiten wieder zu verlängern - vorausgesetzt, es sprächen keine
Sicherheitsbedenken dagegen.
Auch einer der Architekten des Atomausstiegs, der damalige
Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos), heute
Vorstandschef des RAG-Konzerns, sieht eine Rücknahme des
Atomkonsenses nicht als drängendes Thema. "Mit und ohne einen solchen
Vertrag zur Gestaltung der Kernenergienutzung bleibt Deutschland
immer auf einem Ausstiegskurs. Denn wenn nichts Neues gebaut wird,
sind Sie irgendwann definitiv ausgestiegen", sagte Müller dem
"Tagesspiegel". Den Neubau von Kernkraftwerken wolle aber niemand in
Deutschland, "auch die Stromwirtschaft nicht". Das letzte
Kernkraftwerk in Deutschland sei vor mehr als 25 Jahren bestellt
worden. "Da können Sie ein noch so flammender Befürworter der
Kernenergie sein, der Ausstieg ist leider programmiert", sagte
Müller.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel