Lammert will keine Hunde im Bundestag
Archivmeldung vom 24.06.2013
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtBundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) ist skeptisch in Bezug auf den Wunsch einiger Parlamentarier, die Hunden den Zutritt zu Abgeordnetenbüros ermöglichen wollen. "Der Bundestag ist weder ein privater Haushalt noch ein öffentlicher Zoo", sagte Lammert der "Welt am Sonntag".
Anknüpfend an den Aktionstag "Kollege Hund", zu dem der Deutsche Tierschutzbund am 27. Juni zum sechsten Mal aufruft, will eine Gruppe von Abgeordneten der SPD, der Grünen und der Linken durchsetzen, dass Lammert die Hausordnung des Bundestags ändert. Bisher sind in dem Gebäude nur Blindenhunde erlaubt.
Der Bundestagspräsident gibt zu bedenken: "Wer die Hausordnung zugunsten von Hunden ändern will, der wird schwerlich Katzen den Zutritt verweigern können." Es würden bei dieser Initiative ja nicht Gesichtspunkte der Zweckmäßigkeit geltend gemacht, sondern Wohlfühl-Bedürfnisse. "Was ist denn dann mit Schildkröten oder Kanarienvögeln?", fragt Lammert. "Streng genommen, müsste man also auch das Mitbringen anderer Tiere und Gegenstände gestatten, die in stressempfindlichen Zeiten das Durchhaltevermögen von Abgeordneten und allen Mitarbeitern hier im Hause sichern."
Lammert betonte, ihm liege bisher nur ein Brief vom Präsidenten des Deutschen Tierschutzbundes vor, der um eine Änderung der Hausordnung bitte. "Eine erkennbare Unterstützung vieler Abgeordneter gibt es dagegen nicht, weder schriftlich noch mündlich." Er habe allerdings zahlreiche Zuschriften von "meist fassungslosen" Bürgern bekommen. "Mindestens neun von zehn fragen, ob wir im Moment keine wichtigeren Themen hätten, oder sagen sinngemäß: Wer ein Kuschelbedürfnis hat, der soll es gefälligst zu Hause bedienen."
Gegen das strikte Hunde-Verbot im Bundestag regt sich aber inzwischen auch Widerstand in der Regierungskoalition. "Das finde ich nicht mehr zeitgemäß", sagte Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) der "Welt am Sonntag". Die Tage der Abgeordneten seien lang, da müsse etwas mehr Flexibilität möglich sein. "Wenn mal eine Betreuung ausfällt und man den Hund allein zu Hause lassen muss, gibt es womöglich irgendein Dilemma", sagte Niebel. "Das tut auch dem Tier nicht gut." Mitarbeitern seines Hauses erlaubt es der liberale Minister bereits, ihre Hunde mit zur Arbeit zu bringen. "So ein Tier trägt doch zur Entspannung bei, wenn es nicht völlig unerzogen ist". Wobei klar zu berücksichtigen sei, ob Allergien oder Phobien von Mitarbeitern gegen einen Hund im engeren Arbeitsumfeld sprächen.
Der parlamentarische Staatssekretär im Finanzministerium, Hartmut Koschyk (CSU), kann sich ebenfalls eine Lockerung der Hausregeln vorstellen. "So wie es in Hotels oder im Mietrecht bestimmte Voraussetzungen für die Mitnahme von Tieren gibt, müsste das auch für den Bundestag möglich sein", sagte Koschyk der "Welt am Sonntag". Er fühle sich bei diesem Thema an seine Zeit bei der Bundeswehr erinnert. "Ich war damals im Bonner Ministerium eingesetzt. Da gab es einen legendären Kommandeur des Stabs- und Musikkorps. Der hat auch immer seinen Hund mit zur Arbeit genommen", erzählt der ehemalige Zeitsoldat. "Was bei der Bundeswehr klappt, sollte doch eigentlich auch im Bundestag klappen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur