Ökonom Feld fürchtet Schuldenstand von über 90 Prozent des BIP

Bild: dsindf / Eigenes Werk
Lars Feld, der ehemalige persönliche Berater des Ex-Finanzministers Christian Lindner (FDP), befürchtet, dass Deutschlands Schuldenstand durch die Pläne von Union und SPD in den nächsten zehn Jahren auf mehr als 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen werden. "Das ist eine Größenordnung, bei der es richtig schwierig wird", sagte der frühere Vorsitzende der Wirtschaftsweisen dem "Tagesspiegel" am Mittwoch.
Bei so einem Schuldenstand könne es plötzlich eng werden, sodass sich
kurzfristig Konsolidierungsfragen stellen, so Feld. Es gehe außerdem um
zusätzliche Zinsausgaben von 250 Milliarden Euro kumuliert über die
nächsten zehn Jahre, wenn die Zinsen blieben, wie sie derzeit seien.
"Steigt der Zins auf vier Prozent, sind es sogar 400 Milliarden Euro -
zusätzlich zu den Zinskosten, die es ohnehin schon gibt."
Der
Staat verliere damit viel Handlungsspielraum. "Dieses Geld wird an
anderer Stelle bitter fehlen", sagte der Professor für
Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg. "Das ist keine sinnvolle
Politik."
Die Ausgaben für die Verteidigung von der
Schuldenbremse auszunehmen, hält Feld schon systematisch für nicht zu
rechtfertigen. "Denn die Landesverteidigung ist eine Kernaufgabe des
Staates."
Feld hätte stattdessen ein Sondervermögen für das
Mittel der Wahl gehalten. "Das ist ganz etwas anderes als das, was Union
und SPD vorhaben: Sie treiben Deutschland in eine übermäßige
Verschuldung."
Derzeit zeichne sich eine Verschiebung vieler
großer Probleme über die kommende Wahlperiode hinaus ab, sagte der
ehemalige Lindner-Berater. Bei Strukturreformen im Sozialen sei der
Handlungsbedarf riesig, es werde aber in der kommenden Wahlperiode
sicher nichts passieren. "Wir müssen schon froh sein, wenn der Spielraum
durch die neuen Schulden nicht genutzt wird, um die berühmte
Renten-Haltelinie der SPD zu finanzieren", so Feld. "Ich befürchte, dass
wir nicht nur keine Reformen erleben werden. Sondern dass das, was an
Subventionen, Transfers und Steuervergünstigungen schon da ist, sogar
noch ausgeweitet wird."
Quelle: dts Nachrichtenagentur