Krankenkassen kritisieren Koalitionsvertrag und fordern Notprogramm
Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen hat scharfe Kritik am Koalitionsvertrag von Union und SPD geübt und ein umgehendes Notprogramm zur Stabilisierung der Beitragssätze gefordert.
"Die finanzielle Situation der gesetzlichen Krankenversicherung, die 90
Prozent der Bevölkerung versichert und versorgt, ist so schlecht, dass
sofortiges Handeln notwendig ist", sagte Verbandschefin Doris Pfeiffer
dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". "Wir haben Rekordbeitragssätze,
wir haben nur noch sieben Prozent einer Monatsausgabe als Reserve, in
den letzten zwei Monaten gab es sechs weitere Beitragssatzerhöhungen und
die einzige Antwort darauf scheint eine Kommission zu sein, die erst im
Frühjahr 2027 Ergebnisse vorlegen soll", beklagte Pfeiffer mit Blick
auf die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag von Union und SPD.
"Zum
Schutz der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler brauchen wir in einem
ersten Schritt kurzfristige Maßnahmen zur Finanzstabilisierung", mahnte
Pfeiffer. Sie forderte dazu ein sogenanntes Vorschaltgesetz noch vor
der Sommerpause. Ziel müsse sein, die strukturelle Lücke zwischen
Ausgaben und Einnahmen zu schließen. Dazu wiederholte Pfeiffer die
Forderung nach einem Ausgabenmoratorium. Dabei dürfe es keine Preis-
oder Honorarerhöhungen mehr geben, die über die laufenden Einnahmen
hinausgingen. Das Moratorium müsse dann so lange gelten, bis Einnahmen
und Ausgaben durch Reformen wieder in ein Gleichgewicht gebracht worden
seien. "Und wenn die geplante Kommission bis 2027 oder 2028 braucht,
dann muss das Ausgabenmoratorium eben auch so lange gelten", sagte die
Verbandschefin.
"Ein Weiter-so in der Gesundheitspolitik ist
keine Option, denn dann gehen die Zusatzbeiträge über kurz oder lang
durch die Decke", warnte sie. Ohne Gegensteuern drehe sich die
Beitragsspirale weiter und die finanzielle Belastung für Arbeitgeber und
Versicherte steige. "Das kann sich angesichts der wirtschaftlichen
Situation in Deutschland niemand leisten", mahnte die oberste
Kassen-Chefin.
2024 lag das Defizit der Krankenkassen bei 6,2
Milliarden Euro. Die Mehrzahl der Kassen hatte dann zum Jahreswechsel
die Sätze kräftig angehoben. Union und SPD haben in ihrem
Koalitionsvertrag lediglich die Einsetzung einer Kommission vereinbart,
die bis zum Frühjahr 2027 Vorschläge für eine langfristige
Stabilisierung der Beiträge vorlegen soll.
Quelle: dts Nachrichtenagentur