DGB warnt vor schärferen Sanktionen beim Bürgergeld
Archivmeldung vom 23.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnt vor einer Verschärfung der Bürgergeld-Regeln. "Schärfere Sanktionen beim Bürgergeld helfen niemandem wirklich", sagte die DGB-Vorständin Anja Piel der Funke-Mediengruppe.
"Arbeitsverweigerung war noch nie ein Massenphänomen und wird absehbar
auch keins werden", mahnte die Gewerkschafterin. Deshalb sei es unsinnig
und zynisch, die Spielregeln für ein gutes Sozialsystem am
Fehlverhalten einiger weniger neu auszurichten. Klar sei aber: "In jedem
Fall müssen wir besser werden, arbeitslose Menschen in Arbeit zu
bringen. Dafür brauchen aber die Jobcenter mehr Geld für die Vermittlung
und nicht mehr Sanktionsmöglichkeiten."
Der Präsident des
Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hat unterdessen die
Politik davor gewarnt, bei den Reformen des Bürgergelds "mit
populistischen und falschen Behauptungen" verletzliche Gruppen
gegeneinander auszuspielen. "Das größte Potenzial um langfristig die
Anzahl der Bezieher des Bürgergelds zu reduzieren, sind Maßnahmen der
Qualifizierung, als auch eine Erhöhung des Mindestlohns, da dies die
Zahl der Aufstocker reduzieren würde", so Fratzscher.
Die größte
Herausforderung bei den arbeitslosen Bürgergeldbeziehern seien fehlende
Qualifizierung und gesundheitliche Probleme. "Mehr als zwei Drittel
dieser Bezieher haben keine abgeschlossene Berufsausbildung oder
relevante Qualifizierung." Nach Ansicht der Arbeitgeber sollte künftig
das "Prinzip des Förderns und Forderns mit dem Ziel einer
Arbeitsaufnahme" eine zentrale Rolle spielen, sagte der stellvertretende
DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. Entscheidend sei auch die
Bezahlung. "Ein zu geringer Abstand zwischen unteren Lohngruppen und
Bürgergeld dämpft die Anreize zur Aufnahme oder Ausweitung der
Beschäftigung." So sei auch wichtig, so Dercks: "Wer im Bürgergeldbezug
eine Arbeit aufnimmt und eigenes Geld verdient, muss davon mehr behalten
können."
Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende im
Bundestag befürwortet unterdessen eine Verschärfung der Regelungen für
das Bürgergeld. "Das Bürgergeld muss Anreize zur Arbeitsaufnahme
enthalten, es darf keine soziale Hängematte sein", sagte Christoph Meyer
der Funke-Mediengruppe. "Wir müssen darüber reden, mehr Menschen in
Arbeit zu bringen, damit sie von ihrem erarbeiteten Lohn leben können.
Hier hat Arbeitsminister Hubertus Heil die klare Aufgabe, zu liefern und
dadurch die Sozialausgaben zu begrenzen."
SPD-Fraktionschef Rolf
Mützenich hatte zuvor der Funke-Mediengruppe gesagt, dass die Reformen
zum Bürgergeld nach dem Beschluss durch den Bundestag "mehr und anderes
umfassen" werde als es die Regierung vorgeschlagen habe. Das Bürgergeld
werde "nicht abgeschafft, sondern fortentwickelt". Dazu brauche es eine
"maßvolle Sanktionstreppe".
Quelle: dts Nachrichtenagentur