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Zeitung: Sexuelle Übergriffe auf Kinder in Chatforen an der Tagesordnung

Archivmeldung vom 23.03.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.03.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Alexandra H. / pixelio.de
Bild: Alexandra H. / pixelio.de

Kinder und Jugendliche werden in Chatforen unablässig Opfer massiver sexueller Übergriffe. Das ergab eine Recherche der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", bei der sich eine Mitarbeiterin zwei Wochen lang in beliebten, ausdrücklich auf Kinder zielenden Chatforen als zehn- bis zwölfjährige Mädchen ausgab. Dabei sei es in jedem Fall schon nach wenigen Minuten zu verbalen Übergriffen gekommen. Chatteilnehmer drängten die vermeintlichen Kinder, sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen. Manche versuchten sogar, sie zu Treffen zu überreden. Viele Chatpartner hätten die Kinder aufgefordert, zu Anbietern wie Skype zu wechseln, um sich dann live beim Masturbieren zu zeigen oder ihnen pornografische Bilder zu senden. Jedes derartige Einwirken auf Kinder ist in Deutschland eine Straftat - sie wird nur faktisch nicht verfolgt.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) sagte der F.A.S., derartige Übergriffe seien "leider an der Tagesordnung": "Nicht alle Chats, die kindgerecht aussehen, sind es auch." Das Familienministerium arbeite mit zahlreichen Anbietern und Beratungseinrichtungen daran, einen einfach zu benutzenden Hilfebutton für Kinder einzuführen, mit dessen Hilfe "Belästiger" blockiert und aus dem Chat ausgeschlossen würden.

In Foren, die bereits ein solches Angebot haben, erwiesen sich die Notfallbuttons während der F.A.S.-Recherchen jedoch als nutzlos. Kinder mussten entweder erst lange Texte lesen und ihr Problem schildern, oder es erfolgte nach Drücken des Knopfes keine Reaktion des Chat-Anbieters.

Die bayrische Justizministerin Beate Merk (CSU) forderte vom Bundesjustizministerium, die EU-Richtlinie zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs aus dem Jahr 2011 endlich umzusetzen. Dazu müsse auch die Vorratsdatenspeicherung eingeführt werden. Sie sei "ein absolut notwendiges Instrument für Ermittler", sagte Frau Merk der F.A.S. Ein Sprecher des Bundesjustizministeriums sagte, die Umsetzung werde "angestrebt"; dies gelte auch für die Konvention des Europarats gegen sexuellen Missbrauch und Ausbeutung von Kindern aus dem Jahr 2007. Die Bundesregierung müsse zudem den Schutz von Kindern im Internet an die oberste Stelle der Agenda setzen. "Das ist bisher nicht der Fall", sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete Marianne Rupprecht der F.A.S..

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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