Müntefering segnet Rot-Rot ab
Archivmeldung vom 22.12.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Oliver RandakNach jahrelangen innerparteilichen Auseinandersetzungen hat die SPD-Führung nun auch rot-roten Bündnissen im Westen ihren Segen gegeben. Koalitionen von SPD und Linken auf Länderebene könnten machtpolitisch von Vorteil sein, sagte der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering.
„Wenn es uns gelingt, mehr sozialdemokratische Ministerpräsidenten zu
stellen, würde uns das helfen, mehr als es schadet“, unterstrich er
einem Vorabbericht zufolge. „Wir könnten so auch machtpolitisch ein
Zeichen setzen.“ Selbst für rot-rote Bündnisse in den Bundesländern
Thüringen und Saarland, wo unmittelbar vor der Bundestagswahl 2009
gewählt wird, zeigte sich Müntefering offen: „Da macht mir keine
Angst.“ Die Debatte über Koalitionen der SPD mit der Linken werde die
Bundestagswahl nicht entscheiden. „Das regt die Menschen nicht mehr
auf.“ Für den Bund schloss der SPD-Vorsitzende eine solche
Zusammenarbeit hingegen abermals aus. Mit dem Linken-Vorsitzenden und
ehemaligen SPD-Chef Oskar Lafontaine werde er sich nie mehr gemeinsam
an einen Tisch setzen: „Ich habe da wirklich keine Lust mehr drauf“,
sagte Müntefering in der ARD-Sendung Beckmann, die heute Abend
ausgestrahlt werden soll.
Er setze nach der Wahl im kommenden
Herbst auf eine Ampel-Koalition unter Einbeziehung der FDP, wenn das
Ergebnis für das Wunschbündnis Rot-Grün allein nicht reichen sollte.
Müntefering erhielt Unterstützung vom Spitzenkandidaten der hessischen
SPD für die Landtagswahl im Januar. „Franz Müntefering hat recht“,
sagte Thorsten Schäfer-Gümbel der BerlinerZeitung. Daraus entstehe aber
kein Automatismus. Die hessische SPD schließe keine
Koalitionsmöglichkeit aus. „Sie muss allerdings stabil sein, und wir
müssen wesentliche sozialdemokratische Inhalte umsetzen können.“ In
Hessen waren im Herbst Bemühungen der SPD-Landesvorsitzenden Andrea
Ypsilanti um ein rot-rotgrünes Bündnis gescheitert, weil mehrere
SPD-Abgeordnete im Landtag ihre Unterstützung
verweigerten.
Mit
Empörung reagierte CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla auf die
Äußerungen Münteferings. „Jetzt ist die Katze aus dem Sack“, sagte
Pofalla in Berlin. Münteferings Absage an ein rot-rotes Bündnis auf
Bundesebene sei nun völlig unglaubwürdig. „Wer mit der Linkspartei in
den Ländern und in der Bundesversammlung gemeinsame Sache macht, der
wird auch vor dem letzten Schritt im Bund nicht zurückschrecken.“