Regierung behauptet: Ältere kommen mit Einsamkeit besser klar
Archivmeldung vom 10.09.2020
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Freigeschaltet durch André OttAlte Menschen verkraften die Einsamkeit in der Corona-Krise nach Ansicht der Bundesregierung besser als jüngere. Ältere - sofern sie in Altenpflegeheimen nicht isoliert wurden - "taten und tun sich weniger schwer mit dem Zuhausebleiben, dem Verzicht auf das übliche Maß an Kontakten und auch insgesamt mit der Situation, was Gerontologen auf Krisenerfahrung zurückführen", heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion, über die die Düsseldorfer "Rheinische Post berichtet.
Dabei beruft sich das Gesundheitsministerium auf Umfragen sowie Berichte von Akteuren aus der Seniorenarbeit. Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann bezweifelt das. "Wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Altersforschung belegen, dass soziale Kontakte für Wohlbefinden und körperliche und psychische Gesundheit älterer Menschen notwendiger sind als für jüngere", sagte Ullmann.
Er warnte die Regierung vor voreiligen Schlüssen und forderte die Einsetzung einer Expertenkommission, die sich wissenschaftlich mit der Bekämpfung von Einsamkeit befasst und der Politik Empfehlungen vorlegt. Das Phänomen der Einsamkeit müsse grundsätzlich als Herausforderung begriffen werden. "Einsamkeit ist immer noch ein Tabu-Thema. Manch einer schämt sich sogar dafür." Bereits vor der Corona-Pandemie hätten Erhebungen auf eine "Einsamkeitspandemie" in Deutschland hingedeutet. Corona habe das verschärft. Jetzige Fehler müssten bei der nächsten Pandemie vermeiden werden.
Quelle: Rheinische Post (ots)