Birthler-Behörde behindert Stasi-Aufklärung
Archivmeldung vom 21.06.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDie Birthler-Behörde behindert, dies ergeben Recherchen der ZEIT, die weitere Aufklärung über die Westarbeit des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit. Wie die ZEIT berichtet, fanden Historiker der behördeneigenen Forschungsabteilung in den so genannten "Rosenholz"-Unterlagen Hinweise darauf, dass bis zu 43 Abgeordnete des 6. Deutschen Bundestages Kontakte zum MfS pflegten und damit viel mehr als bisher vermutet.
Während jener
Legislaturperiode (1969 - 1972) setzte die sozialliberale Koalition
ihre Entspannungspolitik gegenüber der DDR durch, ein
Misstrauensvotum gegen Willy Brandt scheiterte 1972 völlig
überraschend. Die zuständige "Forschungsgruppe Rosenholz" aber wurde
im März 2005 - noch bevor sie dieser und anderen brisanten Fragen
nachgehen konnte - von der Behördenleitung aufgelöst.
Für die Zeit von 1969 bis 1972 gebe es bei 30 SPD-, zehn CDU- und drei FDP-Abgeordneten Hinweise auf Stasi-Kontakte, berichtet die ZEIT unter Berufung auf eine Sitzung des Behördenbeirates, auf der Mitte Mai Erkenntnisse der Forschungsabteilung vorgestellt wurden. Den Abschlussbericht der "Forschungsgruppe Rosenholz" hält die Birthler-Behörde seit mehr als einem Jahr unter Verschluss. Den Leiter der zuständigen Arbeitsgruppe, Helmut Müller-Enbergs, zitiert die ZEIT mit den Worten: "Wir haben anhand einer Legislaturperiode des Bundestages untersucht, ob es so etwas gab wie eine MfS-Fraktion. Nach dem Ergebnis haben wir die Frage neu formuliert - ob das MfS irgendwann einmal nicht in Fraktionsstärke im Bundestag saß."
Die Forscher stießen zudem darauf, dass in den von der CIA an die
Birthler-Behörde zurückgegebenen "Rosenholz"-Unterlagen Namen, Zahlen
und Registriernummern manipuliert worden waren. Aber auch diese Frage
bleibt ungeklärt, weil die Forscher sich auf Weisung der
Behördenleitung inzwischen mit anderen Themen befassen müssen.
Quelle: Pressemitteilung DIE ZEIT