Soziale Netzwerke: Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius fordert Pflicht zu Identifikation
Archivmeldung vom 14.06.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.06.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićNiedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) verlangt, dass soziale Netzwerke die wahre Identität ihrer Nutzer künftig speichern - um Hass, Hetze und Gewaltaufrufe im Internet besser verfolgen zu können. Pistorius macht bei der Innenministerkonferenz IMK (16. bis 18. Juni) einen neuen Vorstoß.
Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) sagte der SPD-Politiker: "Wir brauchen eine Identifizierungspflicht. Nach im Netz begangenen Straftaten muss auf hinterlegte Identitätsdaten zurückgegriffen werden können, um eine effektive Strafverfolgung zu ermöglichen." Wer unter einem Pseudonym in den sozialen Netzen aktiv sei, müsse bislang keine echten Daten beim Anbieter hinterlassen - das müsse sich ändern. Eine Klarnamenpflicht bedeute das aber ausdrücklich nicht: Jeder solle sich unter einem Nickname bewegen und äußern können: "Natürlich soll sich jeder und jede im Netz anonym bewegen können."
Nach Worten von Pistorius ist sich die Innenministerkonferenz in dieser Frage einig, bislang seien aber Netz-Politiker dagegen. Als Reaktion auf Kritik an der praktischen Umsetzung schlägt Pistorius vor, sogenannte Log-in-Fallen zu nutzen, um jemanden zu identifizieren. Das Prinzip: Wenn ein Nutzer im Netz einen Aufruf zur Gewalt oder Hetze sieht und das dem Anbieter meldet, stellt die Polizei eine Log-in-Falle. Beim nächsten Log-in mit seinem Account wird der Täter gefasst, seine IP-Adresse wird gespeichert. Der SPD-Politiker sagte: "Das wäre ein lohnenswerter, datensparender Ansatz, der nur diejenigen ins Visier nimmt, die strafrechtlich in Erscheinung treten." Dann könnte man auf eine Identifikationspflicht für alle verzichten.
Pistorius geht davon aus, dass die Anbieter mitmachen werden: "Weil Facebook und Co. keine Schmuddelecke werden wollen, kein Hort von Hass und Hetze und Extremismus." Das neue Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) umfasse nicht alle Bereiche und nicht alle gängigen Plattformen. Zudem bleibe die Identifizierung von einzelnen Nutzern nach wie vor schwierig.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)