Bundesbank macht eigenen Vorschlag für Reform der Schuldenbremse
Die Deutsche Bundesbank hat einen eigenen Vorschlag zur Reform der Schuldenbremse des Bundes präsentiert. Neue Richtschnur soll demnach der 60-Prozent-Referenzwert für die Schuldenquote aus den EU-Verträgen sein.
Sofern die Schuldenquote unter 60 Prozent bleibe, könnten Bund und
Länder demnach bis zum Jahr 2030 bis zu 220 Milliarden Euro zusätzlich
kreditfinanziert ausgeben, teilte die Bundesbank am Dienstag mit. Bei
einer Schuldenquote von mehr als 60 Prozent würde dieser Rahmen bis 2030
auf rund 100 Milliarden Euro begrenzt.
Im Detail sieht der
Vorschlag vor, die Kreditspielräume des Bundes von 0,35 Prozent auf
maximal 1,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu erhöhen, wenn die
Schuldenquote unter der 60-Prozent-Marke liegt. Diese Spielräume
umfassen 0,5 Prozent des BIP ohne Verwendungsvorgaben als
Niedrigschuldensockel sowie 0,9 Prozent des BIP ausschließlich für
zusätzliche Investitionen.
Überschreitet die Schuldenquote die
60-Prozent-Marke, bleibt der Spielraum von 0,9 Prozent für Investitionen
bestehen, der 0,5 Prozent-Sockel entfällt dann. "So wird einerseits
eine Schuldenquote von unter 60 Prozent belohnt und zugleich
Planungssicherheit für Investitionen geschaffen", sagte Bundesbank-Chef
Joachim Nagel.
Ähnliche Kreditspielräume und ein
Investitionsschutz ließen sich auch mit einem Sondervermögen umsetzen,
das befristet oder dem Volumen nach begrenzt werden könnte. "Wir
bevorzugen eine grundlegende Reform der Schuldenbremse, die bessere
Planbarkeit bietet, ein Sondervermögen mit vergleichbarem finanziellen
Rahmen wäre aber ebenfalls möglich", sagte der Bundesbank-Chef.
Die
Reformvorschläge änderten "nichts an der Notwendigkeit, konsumtive
Ausgaben zu überdenken". Eine stabilitätsorientierte Reform der
Schuldenbremse schaffe aber "zusätzliche Handlungsmöglichkeiten für
wichtige Investitionen, etwa in Infrastruktur und Verteidigung", sagte
Nagel.
Quelle: dts Nachrichtenagentur