Bundesregierung: Sparer verschenken bei Riester-Rente Milliarden
Archivmeldung vom 06.12.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMillionen Sparer lassen sich bei der Riester-Rente weiter Geld vom Staat entgehen, weil sie die staatliche Förderung gar nicht oder nicht voll ausschöpfen. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken hervor, die der "Süddeutschen Zeitung" vorliegt. Danach wurden 2009 mehr als 9,6 Millionen geförderte Personen mit einer Grundzulage gezählt - bei damals 13,25 Millionen Verträgen. Gut drei Millionen Sparer haben die Zulage für 2009 also gar nicht beantragt.
Von denjenigen, die dies schafften, erhielten nach den Angaben der Regierung wiederum nur 5,4 Millionen, also etwas mehr als die Hälfte, die volle Zulage. Der Rest habe die Förderung nicht ausgeschöpft, fast jeder Fünfte (knapp 1,7 Millionen) habe nicht einmal 50 Prozent des Zuschusses kassiert, berichtet die Zeitung weiter.
Die Zahlen bei den 3,7 Millionen Sparern mit Kinderzulage sehen laut der Antwort etwas besser aus. Von diesen ließen sich 2009 etwa 2,6 Millionen den vollen Zuschuss nicht entgehen. Doch gut 400.000 bekamen weniger als 50 Prozent der Zulage. Außerdem gab die Bundesregierung an, dass 2010 bereits 18,5 Prozent der Verträge ruhten. Der Anteil derjenigen, die keine Beiträge mehr überweisen, ist somit noch weiter gestiegen. Vor einem Jahr hatte das Finanzministerium die Quote mit 15 Prozent beziffert. Riester-Sparer können sich zwei Jahre Zeit lassen, die Zulagen zu beantragen. Deshalb liegen keine aktuelleren Zahlen vor.
Die volle Förderung, 154 Euro Grundzulage im Jahr plus 185 Euro für jedes Kind (300 Euro für jedes von 2008 an geborene Kind) erhält nur, wer vier Prozent seines sozialversicherungspflichtigen Vorjahreseinkommens investiert - abzüglich der Zulagen vom Staat. Wer weniger einzahlt, erhält auch entsprechend weniger Zuschüsse.
Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, sagte der SZ: Die Verbraucher seien mit der Komplexität der Riester-Rente überfordert. Und die meisten hätten kein Interesse daran, sich immer wieder mit Altersvorsorge zu beschäftigen. Hinzu komme, dass es den Vermittlern vor allem um die Provision bei Abschluss des Vertrags gehe. Den Kunden Jahr für Jahr bei der Nutzung der Riester-Rente zu beraten, sei nicht lukrativ.
Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hält es für "bedauerlich, aber vermeidbar", dass viele Riester-Sparer die Förderung nicht voll ausschöpfen. "Wir empfehlen jedem dringend, gleich zu Beginn des Vertrages einen Dauerzulagenantrag zu stellen", sagte ein GDV-Sprecher. Man müsse allerdings die Angaben von Zeit zu Zeit prüfen und maßgebliche Veränderungen seiner Versicherung schnell mitteilen. Die im Jahr 2002 eingeführte Riester-Rente sollte dafür sorgen, dass die Versorgungslücke durch die Senkung des Rentenniveaus von über 50 auf 43 Prozent eines durchschnittlichen Nettolohns im Jahr 2030 ausgeglichen wird. Dies klappt jedoch nur, wenn die Sparer die volle Förderung einsacken. Die Linken-Abgeordnete Yvonne Ploetz sagte deshalb: "Die Bundesregierung dokumentiert mit der Antwort auf meine Anfrage selbst, dass ihre Pläne zur Vermeidung von Altersarmut nur heiße Luft sind."
Quelle: dts Nachrichtenagentur