RWE kritisiert schwarz-rote Pläne für Reserve an Kohlekraftwerken

Bild: Global Coal Plant Tracker; CoalSwarm; Platts WEPP / Eigenes Werk
Deutschlands größter Stromerzeuger RWE kritisiert Pläne der Koalitionsverhandler von Union und SPD, alte Kohlekraftwerke in Deutschland zeitweise aus der Reserve zu holen, um Preisspitzen im Stromgroßhandel abzufedern. In einem Papier, über das der "Spiegel" berichtet, heißt es, dass die Idee "mehr schadet als nützt".
Die Rückkehr alter Kraftwerke aus der Reserve sei "ein Irrweg", schreibt
RWE. Sie würde den Strompreis nicht senken, hätte aber erhebliche
Nebenwirkungen. So würden Kraftwerke, die "über Jahre in der Reserve
alimentiert wurden", mit den Plänen von Schwarz-Rot neue Batterien und
flexiblere Kraftwerke aus dem Markt drängen. Dabei brauche der
Strommarkt der Zukunft, der von erneuerbaren Energien dominiert wird,
genau solche neuen Anlagen.
Wenn ein neueres Gaskraftwerk
unwirtschaftlich wird, weil alte Kraftwerke aus der Reserve die
Börsenstrompreise senken, hätte der Betreiber sogar einen Anreiz, mit
seinem neueren Kraftwerk in die Reserve zu wechseln. Dann würde er damit
keinen Verlust mehr erwirtschaften, stattdessen würde der Staat die
Betriebskosten übernehmen. Die Kosten würden letztlich als Teil der
Netzentgelte auf alle Verbraucher umgelegt, wie es bei
Reservekraftwerken üblich ist. "Das ist ein absurder Effekt",
kritisierte RWE. "Es ist daher unwahrscheinlich, dass die Rückkehr der
Reserve überhaupt eine Entlastung beim Verbraucher bewirkt."
Derzeit
befinden sich deutschlandweit Kraftwerksblöcke mit einer Gesamtleistung
von knapp 8,6 Gigawatt (GW) in der Netzreserve, darunter vor allem
Steinkohleanlagen. Weitere Kraftwerke mit einer Leistung von knapp 1,4
GW sind in der Kapazitätsreserve. Diese Anlagen dürfen bislang nur in
Ausnahmefällen einspringen, zum Beispiel bei Engpässen in den
Stromnetzen oder infolge unvorhergesehener Probleme auf dem Markt. Union
und SPD wollen die Reservekraftwerke künftig "nicht nur zur Vermeidung
von Versorgungsengpässen, sondern auch zur Stabilisierung des
Strompreises" einsetzen, wie es im Papier der Arbeitsgruppe Klima und
Energie heißt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur