DIE LINKE. kritisiert BND-Bespitzelung von Journalisten: Verstoß gegen Pressefreiheit und Grundgesetz
Archivmeldung vom 12.05.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlWie die Süddeutsche Zeitung berichtet, hat der Bundesnachrichtendienst in weit größerem Maße als bisher bekannt Journalisten bespitzelt. Petra Pau, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE. und Mitglied im Innenausschuss, und Ulla Jelpke, innenpolitische Sprecherin der Fraktion, kritisieren dies scharf und fordern Konsequenzen.
Die Bespitzelung des Publizisten Schmidt-Eenboom und seines
Friedensinstituts sei offenbar nur die Spitze des Eisbergs gewesen,
sagte Petra Pau. "Die nun bekannt gewordenen Fälle sind ein klarer
Verstoß gegen die Pressefreiheit und damit ein Bruch des
Grundgesetzes. Die Verantwortung dafür dürfte erneut der ehemalige
BND-Chef August Hanning tragen, der inzwischen Staatssekretär im
Bundesministerium des Innern ist."
Ulla Jelpke bezeichnete die Ergebnisse des Berichts an das
Parlamentarische Kontrollgremium über die BND-Tätigkeiten als
erschreckend: "Sie gehen noch über das hinaus, was wir befürchtet
haben. Die Schnüffeleien bis hinein ins Privatleben von Journalisten
sind ein Skandal großen Stils." Der Fall mache zudem deutlich, dass
Geheimdienste nicht kontrollierbar sind, sagte Jelpke: "Geheimdienste
sind ein Fremdkörper der Demokratie. Der Fall entblößt die 'wehrhafte
Demokratie' als permanenten Ausnahmezustand, in dem Grundrechte
ständig zur Disposition stehen."
Zudem habe der Fall den Charakter einer persönlichen Vendetta, kritisierte Jelpke. Schließlich hätten Journalisten aufgedeckt, dass der BND einen von ihm aufgeklärten Plutoniumschmuggel selbst inszeniert hatte. "Dass ausgerechnet Journalisten diensen PR-Gag haben auffliegen lassen, hat einige Schlapphüte in Pullach offensichtlich sehr verärgert."
Quelle: Pressemitteilung DIE LINKE.