15.000 Kinder in Deutschland in geschlossenen Heimen
Archivmeldung vom 05.09.2018
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Freigeschaltet durch André OttImmer mehr Kinder werden in geschlossenen Heimen untergebracht. 2016 genehmigten Familiengerichte in 15.534 Fällen, dass Minderjährigen mit erheblichen Problemen die Freiheit entzogen wird. 2006 hatte diese Zahl bei 6.016 gelegen - das ist deutlich weniger als die Hälfte. Das geht aus einer Antwort des Bundesfamilienministeriums auf eine Anfrage der Linken-Fraktion hervor, über die die Passauer Neue Presse berichtet.
In Bayern verdreifachten sich die Fälle der Heimunterbringung mit Freiheitsentzug binnen zehn Jahren kontinuierlich von 1.026 auf 3.528. Im Freistaat werden damit die meisten Kinder in geschlossene Einrichtungen gebracht. Auch in Baden-Württemberg ging es von 410 auf 1.539 nach oben. In NRW und Niedersachsen kam es zu gut doppelt so vielen Fällen. Dort stieg die Zahl von 2006 bis 2016 von 1.433 auf 3.333 sowie von 975 auf 2.187 an. Nach Paragraf 1631b BGB ist die Unterbringung in Heimen mit Freiheitsentziehung zulässig
, wenn sie zum Wohl des Kindes, insbesondere zur Abwendung einer erheblichen Selbst- oder Fremdgefährdung, erforderlich ist und der Gefahr nicht auf andere Weise, auch nicht durch andere öffentliche Hilfen, begegnet werden kann.
Die Betroffenen sind häufig Opfer häuslicher oder sexueller Gewalt geworden, kommen aus Haushalten von Drogensüchtigen, haben psychische Störungen oder sind Intensivstraftäter. "Weil dank Sparzwang und Schuldenbremse Geld für frühzeitige Unterstützung durch die Kinder- und Jugendhilfe fehlt, steht am Ende oft nur noch das Wegfangen und Einsperren", übte der kinder- und jugendpolitische Sprecher der Linken-Fraktion, Norbert Müller, in der PNP Kritik. "Wir fordern eine fachliche und personelle Stärkung der Kinder- und Jugendhilfe, mehr Beteiligungs- und Mitspracherechte für Kinder und Jugendliche und das Ende für jegliche Formen der geschlossenen Unterbringung", erklärte der Linken-Politiker. "Freiheitsentzug ist kein Mittel der Erziehung."
Quelle: dts Nachrichtenagentur