Rentenexperte Rürup im "ZDF-Mittagsmagazin" / Heraufsetzung des Renteneintrittsalters begrüßenswert
Archivmeldung vom 30.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Rentenexperte Bert Rürup hat sich im "ZDF-Mittagsmagazin" für den Vorschlag von Arbeitsminister Müntefering ausgesprochen, das Renteneintrittsalters heraufzusetzen. "Ich begrüße den Vorstoß als solchen. Denn er ist meines Erachtens die richtige Antwort auf die Kosten, die daraus entstehen, dass mit der Lebenserwartung auch die Rentenbezugsdauer steigt", sagte der Vorsitzende des Rats der Wirtschaftsweisen heute im ZDF.
Da man die
dadurch entstehenden Kosten nicht "wegreformieren" könne, müssten sie
anders verteilt werden. Die Heraufsetzung des Renteneintrittsalters
ziele eben darauf ab, die Kosten bei jenen anzusiedeln, die in den
Genuss dieser steigenden Rentenbezugsdauer kämen. "Wenn man das nicht
macht, fallen diese Kosten trotzdem an, nur müssen andere sie
zahlen", so Rürup.
Viel wichtiger jedoch als die Frage, über welchen Zeitraum man diese
Heraufsetzung vollziehe, ist laut Rürup die Tatsache, dass relativ
bald über das "ob" und das "wie" entschieden wird. Dann könnten sich
die Arbeitnehmer und die Unternehmen bei ihrer Einstellungspolitik
darauf einrichten: "Es ist wichtig, dass man relativ schnell diese
wichtige Entscheidung über das "ob" und "wie" trifft."
Zudem forderte Rürup: "Wir müssen mit dieser Entscheidung‚ gleitend
das Rentenalter hochzunehmen, auch relativ bald alle noch
bestehenden Anreize zur vorzeitigen Verrentung wegnehmen." Ein
Vergleich mit dem Ausland mache deutlich, dass dort – im Unterschied
zu Deutschland – wesentlich mehr ältere Arbeitnehmer im Alter
zwischen 59 und 64 Jahren noch arbeiteten. Denn dort habe man nicht
den Fehler gemacht, über Programme zur Frühverrentung das
Arbeitslosigkeitsproblem zu lösen.
Zusätzlich zur Erhöhung des Renteneintrittsalters hält Rürup weitere
Maßnahmen für wichtig: "Die Entscheidung, das Renteneintrittsalter
hoch zu setzen, ist richtig und wichtig. Sie muss aber von
betrieblicher Weiterbildung und Ausbau einer betrieblichen
Gesundheitspolitik flankiert werden", sagte er. "Und im übrigen, die
Probleme, die wir seit Jahren im Rentensystem haben, resultieren
noch nicht aus der Demografie. Die demografische Herausforderung
kommt erst in den nächsten Jahren. Die Probleme, die wir gegenwärtig
haben, resultieren aus der schlechten Arbeitsmarktentwicklung. Und
deshalb muss beides gemacht werden: Wir müssen den Arbeitsmarkt in
Schuss bringen und wir müssen das Rentensystem über die
Heraufsetzung der Altersgrenze demografiesicher machen."
Quelle: Pressemitteilung ZDF