Mächtige Juso-Verbände stellen sich gegen Koalitionsvertrag

Mehrere Juso-Landesverbände üben scharfe Kritik an zentralen Punkten des Koalitionsvertrags zwischen Union und SPD - und halten die Pläne so für nicht zustimmungsfähig. Man diskutiere derzeit die Vereinbarungen: "Wir sehen aber schon jetzt, dass entscheidende Punkte in eine Richtung gehen, die wir nicht gutheißen können", sagte die Vorsitzende des größten Juso-Landesverbands in Nordrhein-Westfalen, Nina Gaedike, dem "Handelsblatt".
Ähnlich fällt das Urteil der Vorsitzenden des SPD-Jugendverbands in
Niedersachsen, Ronja Laemmerhirt, aus. "Als Jusos haben wir in den
vergangenen Wochen rote Linien formuliert und mit unserer Kampagne
deutlich gemacht, welche Punkte für uns ein Dealbreaker sind", sagte sie
dem "Handelsblatt". Davon befänden sich nun "einige" im
Koalitionsvertrag.
Für die Berliner Jusos steht schon fest, dass
sie die Koalitionsvereinbarung ablehnen werden. "Uns ist klar, dass es
in einer Koalition Kompromisse braucht", sagte die Co-Landesvorsitzende
Kari Lenke der Zeitung. "Diese dürfen aber nicht bei Menschenrechten und
bei grundlegenden Idealen der Sozialdemokratie gemacht werden."
Angesichts dessen könne man dem Vertrag nicht zustimmen.
Die
Jusos beklagen vor allem eine weitere Aufweichung des Bürgergelds, die
angestrebte Abschaffung der täglichen Höchstarbeitszeit von acht
Stunden, und kritisieren einige Punkte im Bereich Migration. "Wir haben
Grundwerte, und die halten wir hoch", sagte Gaedike. Das gelte etwa für
die Wahrung von Europarecht an den deutschen Grenzen. Mit Blick auf die
geplanten Verschärfungen beim Bürgergeld pocht Gaedike auf die
Beibehaltung einer "menschenwürdigen Grundsicherung ohne Totalsanktionen
und Vermittlungszwang".
Laemmerhirt wandte sie sich gegen
Änderungen bei der Arbeitszeit. "Der von den Gewerkschaften hart
erkämpfte Achtstundentag muss bleiben und ist eine Errungenschaft, für
die wir uns als Partei lange gefeiert haben", sagte sie. Ebenso lehnen
die Jusos den Stopp des Familiennachzugs von sogenannten subsidiär
Geschützten ab. Auch an den freiwilligen Aufnahmeprogrammen des Bundes
wollen sie festhalten. Verantwortung heiße auch, Partner nicht im Stich
zu lassen, die sich für uns in Gefahr gebracht haben, sagte Gaedike.
Aufnahmeprogramme zu beenden, wie das für Menschen aus Afghanistan, sei
aber genau das Gegenteil. "Diese Linien sind für uns nicht
verhandelbar."
Quelle: dts Nachrichtenagentur