Grüne weisen Organspende-Vorstoß der FDP zurück
Archivmeldung vom 16.10.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Grünen lehnen den FDP-Vorstoß, den Herz-Kreislauf-Tod als Voraussetzung für die Organentnahme zu erlauben, ab. Sie halte die geltende gesetzliche Regelung zum Hirntod unter den aktuellen Bedingungen als Voraussetzung für eine Organspende für sinnvoll - "insbesondere in Bezug auf das Vertrauen der Bevölkerung", sagte die Grünen-Abgeordnete Kirsten Kappert-Gonther, amtierende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, der "Welt".
Es sei zwar zu begrüßen, dass der fachliche Diskurs darüber
weitergeführt werde, "ein Schnellschuss, der am Ende kontraproduktiv
sein könnte, muss aber vermieden werden". Die Organspendezahlen könnten
deutlich höher sein, wenn der erklärte Wille von Spendern in jedem Fall
überhaupt umgesetzt würde, so die Grünen-Politikerin. "Wenn in allen
Entnahmekrankenhäusern die Zahlen der realisierten Organspenden der
erfolgreichsten Krankenhäuser erreicht würden, müssten viele Menschen
nicht so lange auf eine Organspende warten."
Die Union hofft
unterdessen auf eine weitere Debatte zum Thema. Es sei gut, dass die
Diskussion, wie die Zahl der Organspenden erhöht werden kann, an Fahrt
aufnehme, sagte gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im
Bundestag, Tino Sorge (CDU). Die Frage des Herz- oder Hirntodes zeige
eindrücklich, wie ethisch und medizinisch herausfordernd die Debatte
sei. "Eine Orientierungsdebatte im Bundestag könnte der würdige Rahmen
sein, um über diese schwierigen Fragestellungen zu beraten", sagte
Sorge.
Für die Linke sind bestehende Hürden im Spende-System zu
hoch. "Die geringe Zahl der Organspenden in Deutschland ist in erster
Linie auf strukturelle Probleme im Gesundheitssystem zurückzuführen",
sagte Kathrin Vogler, gesundheitspolitische Sprecherin der Linke-Gruppe
im Bundestag, der "Welt". Probleme seien "massiver" Personalmangel,
unzureichende Ausbildung im Bereich der Transplantationsmedizin sowie
mangelndes Vertrauen der Bevölkerung in das Gesundheitssystem, zudem zu
geringe Aufklärung und fehlendes Wissen rund um das Thema Organspende.
"Bevor
über Maßnahmen wie die Ausweitung der Todesdefinition nachgedacht
wird", so Vogler, "müssen diese grundlegenden Probleme angegangen und
gelöst werden. Erst wenn das Vertrauen gestärkt und die strukturellen
Defizite behoben sind, kann über weiterführende Ansätze nachgedacht
werden, um die Organspenden zu erhöhen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur