Regierung will schnellen Verkauf statt guten Bahnverkehr
Archivmeldung vom 22.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs geht der Bundesregierung offenbar nur darum, ohne jeden Sachgrund möglichst schnell Anteile der Deutschen Bahn AG zu verkaufen, hat das Bündnis "Bahn für Alle" eine Einigung der Bundesministerien kritisiert. Wie ein dem Allgemeinwohl dienender Bahnverkehr angeboten werden kann, werde nicht diskutiert.
Dabei verpflichtet das Grundgesetz in Artikel 87e,
Absatz 4 den Bund genau dazu. Repräsentativen Umfragen zufolge
fordern 71 Prozent der Bevölkerung eine Bahn in öffentlicher
Hand. Die Mehrheit erwartet keine Vorteile von einer
Privatisierung.
Die Ministerien hätten zwar vereinbart, dass künftige
Miteigentümer aus dem Aufsichtsrat ausgeschlossen werden. Doch
schon bisher bestimmt der Bund die Aufsichtsratmitglieder, ohne
dass er Einfluss auf das Bahngeschäft ausübt, monierte das
Bündnis "Bahn für Alle". Die DB AG auf Privatisierungskurs habe
bereits in den vergangenen Jahren immer mehr Städte und Regionen
vom Fernverkehr abgehängt. Einer Fahrradmitnahme im ICE
widersetzt sie sich gegen den Willen des Bundesverkehrsministers
Wolfgang Tiefensee (SPD). Berichten des Bundesrechnungshofes
zufolge hat die DB AG notwendige Netzinstandhaltungen
unterlassen, um einen höheren Gewinn auszuweisen. Die Vertreter
des Bundes im Aufsichtsrat seien immer wieder Vertreter von
Wirtschaftsunternehmen oder Bahnkonkurrenten, deren vorrangiges
Interesse nicht guter Personenverkehr sei, kritisierte das
Bündnis "Bahn für Alle".
Die Kritik von Verfassungs- und Bilanzrechts-Experten aus der
Bundestagsanhörung vom 23. Mai sei bisher nicht entkräftet,
erklärte das Bündnis "Bahn für Alle". Weiterhin versuche sich
die Bundesregierung an der Quadratur des Kreises. So beschreib
der Bonner Jura-Professor Rainer Hüttemann in der Anhörung den
Versuch, die Infrastruktur durch die DB AG bilanzieren zu
lassen. Tatsächlich ähnelt das Eigentumssicherungsmodell zur
Bahnprivatisierung frappierend dem Dawes-Plan von 1924. Damals
wurde die Reichsbahn in die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft
umgewandelt, um Reparationsforderungen aus dem Ersten Weltkrieg
zu bedienen. Dazu erhielt die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft
das "unsichtbare Eigentum" an den Betriebsanlagen und zog
Milliarden-Beträge aus dem Betrieb ab.
(http://deinebahn.de/story/86/286.html)
Die SPD-Basis trägt das Vorhaben der Bahnprivatisierung kaum
noch mit. Der Landesverband Saar, der Unterbezirk Mainz und die
Jungsozialisten Hessen haben bereits Beschlüsse gegen die
Bahnprivatisierung gefasst. Für mehrere Landesparteitage werden
entsprechende Anträge vorbereitet. Im Koalitionsvertrag wurde
die Absichtserklärung zur Bahnprivatisierung auf Initiative von
zwei Politikern eingefügt: Der damals schon scheidenden
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), heute Berater des
Kaufinteressenten Gasprom, sowie Otto Wiesheu (CSU), damals
Verkehrsminister in Bayern, heute Vorstand der Deutschen Bahn
AG.
Quelle: Pressemitteilung Das Bündnis "Bahn für Alle"