Kretschmer verlangt selbstbewusste Antwort auf Vance-Rede

Bild: Sebastian Willnow / www.globallookpress.com
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) fordert die EU-Mitgliedstaaten nach der Kritik von US-Vizepräsident JD Vance zu einer selbstbewussten Antwort auf. "Wir müssen unsere Interessen definieren, dafür eintreten und den Rücken gerade machen", sagte Kretschmer der "Welt".
Entscheidend sei, die Wirtschaft in Europa zu stärken, um den USA auf
Augenhöhe begegnen zu können. "Nehmen wir Deutschland: Unsere Stärke ist
und war nicht das Militär, sondern unsere wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit. Wir, die EU insgesamt, müssen wieder wirtschaftlich
stark werden, die Rückstände im Bereich der Digitalisierung, bei der
Entwicklung von KI und Plattformen aufholen", sagte Kretschmer. "Europa
muss wieder mehr technologische Spitzenleistungen hervorbringen. Wer
wirtschaftlich stark ist, ist insgesamt stark und kann den USA und China
Paroli bieten."
Nötig für wirtschaftliches Wachstum sei, dass
sich die Europäische Union "radikal zurücknimmt und aufhört mit der
allumfassenden Überregulierung", so der Ministerpräsident. "Die
Bürokratie in großem Umfang ist das größte Hindernis, um als Wirtschaft
und Politik schneller und beweglicher zu werden. Es muss möglich sein,
eine Eisenbahnstrecke innerhalb von zwei Jahren zu sanieren, ohne großen
Bebauungsplan, ohne aufwendige Umweltverträglichkeitsprüfung. Und
natürlich brauchen wir die entsprechenden Investitionen in Forschung und
Entwicklung", so Kretschmer.
Dass die EU bei den Verhandlungen
zur Beendung des Kriegs in der Ukraine eine nennenswerte Rolle spielen
wird, glaubt der Ministerpräsident nicht. "Es läuft jetzt wie beim Abzug
der US-Truppen aus Afghanistan 2021: Die Vereinigten Staaten handeln,
und wir können nur zuschauen", sagte Kretschmer. "Und was noch
gravierender ist: Die US-Vertreter sind nun dabei, einen Deal
auszuhandeln, der vielleicht ein Ende der Kämpfe bringt, aber uns
diktiert, die Ukraine in die EU aufzunehmen, den Wiederaufbau der
Ukraine zu bezahlen und unsere Soldaten in eine künftige Pufferzone zu
schicken. Und am Ende sichern sich die Amerikaner als Gegenleistung für
ihre Waffenlieferungen die Rohstoffe der Ukraine."
Dazu dürfe es
nicht kommen. "Aber Europa ist ja selbst schuld an dieser Misere. Es hat
in diesem Konflikt als Vermittler versagt. Das Ergebnis ist, dass
europäische Außenminister jetzt darum betteln, mit am Verhandlungstisch
der USA, Russlands und der Ukraine zu sitzen, und dass sie am Ende tun
müssen, was Trump will", so der CDU-Politiker.
Quelle: dts Nachrichtenagentur