Prognose: Deutsche Konjunktur kühlt im kommenden Jahr ab
Archivmeldung vom 15.04.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAusgerechnet im Wahlkampfjahr 2017 droht die lange Zeit boomende deutsche Wirtschaft auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen. Das zeigt die aktuelle Konjunkturprognose des "Handelsblatt Research Institute" (HRI). Danach dürfte sich nach einem eher moderaten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,3 Prozent im laufenden Jahr das Wachstum im kommenden Jahr auf gerade noch ein Prozent abschwächen.
"Bisher haben eine steigende Beschäftigung, die sinkenden Arbeitslosenzahlen und die kräftig steigenden Löhne den privaten Konsum stimuliert", sagte Bert Rürup, Präsident des HRI. "Das schwächere Exportgeschäft wurde durch die kräftige Binnennachfrage in den vergangenen Quartalen überkompensiert. Doch diese Phase wird bald enden." Motor des Wachstums in Deutschland bleibt der Binnenkonsum. Im Jahr 2015 war er um knapp zwei Prozent gestiegen und damit mehr als doppelt so schnell wie in den Jahren davor. Auch für 2016 erwartet das HRI einen ähnlichen Zuwachs.
Der Grund sind die im vergangenen Jahr um 2,7 Prozent gestiegen Nominallöhne und die deutliche Rentenerhöhung zur Mitte dieses Jahres. Doch im Wahlkampfjahr 2017 dürfte sich das Wachstum des Binnenkonsums auf nur noch ein Prozent abschwächen. Der Hauptgrund dafür ist die absehbare Trendwende auf dem lange Zeit so dynamischen Arbeitsmarkt. Hier sagt das HRI einen leichten Anstieg der Arbeitslosenzahlen voraus. Zu einem weiteren Sorgenkind der Konjunktur haben sich ausgerechnet die Exporte entwickelt. Die Ausfuhr ist im Schlussquartal 2015 bereits um 0,6 Prozent zum Vorquartal geschrumpft. Die schwache Entwicklung des internationalen Geschäfts dürfte sich fortsetzen.
Mit seiner Prognose ist das HRI vor allem für 2017 deutlich skeptischer als die meisten anderen Institute und Bankvolkswirte, berichtet das "Handelsblatt". Doch das war auch im Dezember 2015 der Fall, als das HRI für Deutschland in diesem Jahr ein BIP-Wachstum von 1,4 Prozent vorhersagte, während die Mehrheit der Institute bei rund 1,8 Prozent und viele sogar über zwei Prozent lagen. Inzwischen haben etwa die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Frühjahresgutachten im Auftrag der Bundesregierung ihre Wachstumsprognose für 2016 von 1,8 auf 1,6 Prozent gesenkt. "Deutschland fällt auf absehbare Zeit als Konjunkturmotor der Euro-Zone aus", resümiert Rürup.
Quelle: dts Nachrichtenagentur