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Besetzung der Bundesregierung Thierse: Den Ostdeutschen fehlt die Härte beim Ellenbogeneinsatz

Archivmeldung vom 06.11.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.11.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Dr. h.c. Wolfgang Thierse Bild: spdfraktion.de
Dr. h.c. Wolfgang Thierse Bild: spdfraktion.de

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) sieht auch 20 Jahre nach dem Mauerfall besondere Schwierigkeiten für Ostdeutsche, sich bis in politische Spitzenpositionen durchzusetzen.

"In der Breite scheint mir die Repräsentanz kein Problem zu sein", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung". "Aber in der Spitze ist es offensichtlich schwierig." Dies zeige unter anderem die Tatsache, dass in der neuen Bundesregierung kein gebürtiger Ostdeutscher Minister geworden sei. Thierse sieht als einen möglichen Grund, "dass wir Ostdeutschen immer noch nicht die Härte und Eleganz des Ellbogeneinsatzes gelernt haben, der notwendig ist". Die Ostdeutschen kämen "aus einer anderen Geschichte, haben andere Empfindlichkeiten und noch nicht die gleiche Cleverness und Härte - außer der Kanzlerin, die das schon viel schneller gelernt hat". Der SPD-Politiker fügte allerdings hinzu: "Die nachfolgenden Generationen sind gesamtdeutsch. Das wächst sich aus."

Eine aktuelle Studie des Politikwissenschaftlers Oskar Niedermayer von der Freien Universität Berlin, die der "Mitteldeutschen Zeitung" vorliegt, belegt, dass politische Parteien "Mitgliederrekrutierungsprobleme im Osten" haben. So waren Ende 2007 rund 2,2 Prozent der Westdeutschen über 14 Jahre Mitglied einer Partei, in Ostdeutschland waren es nur noch knapp 1,1 Prozent. Im Osten erreiche selbst die mitgliederstärkste Linke "nirgendwo auch nur annähernd den Rekrutierungsgrad, den SPD, CDU und CSU in ihren westdeutschen Hochburgen aufweisen", schreibt Niedermayer. Der Politologe Everhard Holtmann von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sagte dem Blatt, dieser Mangel an Mitgliedern habe "Auswirkungen auf die Repräsentanz und die Durchsetzungsfähigkeit". Er appellierte an die Ostdeutschen, "diese Schieflage durch Engagement in Parteien zu korrigieren".

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung

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