Drosten verteidigt seine Rolle als Pandemie-Berater
Archivmeldung vom 12.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićAngesichts der aktuellen Debatte um eine Aufarbeitung der Pandemie hat der Virologe Christian Drosten seine damalige Tätigkeit als Berater verteidigt. Er sehe keinen Anlass, um Verzeihung zu bitten, sagte Drosten dem Podcast "Geyer & Niesmann" des "Redaktionsnetzwerks Deutschland". "Ich sehe mich nicht in so einem Spannungsfeld."
Der Satz des früheren Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU), "Wir werden
einander viel verzeihen müssen", beziehe sich seiner Meinung nach auf
Politiker, so Drosten. "Ich habe keine politischen Entscheidungen
gefordert. Ich habe immer den wissenschaftlichen Hintergrund geliefert
und ich denke, das war meine Aufgabe und der bin ich auch nachgekommen",
sagte er.
In der Pandemie-Bekämpfung seien jedoch Fehler
passiert und auch die Wissenschaft müsse sich die Frage stellen, ob
alles richtig gelaufen sei, so der Virologe weiter. "Hat man es
geschafft, die Botschaft an die Bevölkerung oder an die Politik zu
bringen? Ich glaube das nicht, ehrlich gesagt", so Drosten. Vielmehr sei
in der Öffentlichkeit der falsche Eindruck wissenschaftlicher
Uneinigkeit entstanden.
"Die Wissenschaft war sich im Großen und
Ganzen sehr einig über alle elementaren Fragen. Die wissenschaftliche
Community hatte auch den Eindruck, alles in Form von Stellungnahmen zu
Papier gebracht zu haben. Die hat aber vielleicht dann doch niemand
gelesen", erklärte der Virologe. "Da hat es vielleicht in der
Öffentlichkeit andere Stimmen gegeben, die mehr Gewicht bekommen haben."
Ein
großer Teil des Problems liegt nach Drostens Einschätzung in den
unterschiedlichen Arbeits- und Kommunikationsweisen von Wissenschaft,
Medien und Politik. "Ich glaube, Politik und Medien verstehen die
Wissenschaft oft nicht", sagte er. "Man ist als Wissenschaftler einfach
anders sozialisiert. Man hat eine gewisse Demut vor den Fakten."
Naturwissenschaftler gingen nicht forsch vorwärts und behaupteten
irgendwelche Dinge, so Drosten. "Das ist ja in der Politik ganz anders.
Da muss man sich auf etwas festlegen, denn sonst gilt man als
wankelmütig und wird vielleicht nicht mehr gewählt", beklagte der
Virologe.
Drosten räumte ein, seinen Schritt in die
Öffentlichkeit bisweilen bedauert zu haben. "Ich hadere manchmal ein
bisschen damit", sagte er wörtlich. "Beruflich war das sicherlich nicht
für mich die allerbeste Idee, sich sozial engagiert zu haben.
Andererseits, ich sehe, dass es vielen Leuten geholfen hat", so der
Virologe. Auch in der Wissenschaftscommunity werde "das Modell von
Kommunikation, wie man sich ausgedrückt hat, wie man sich abgegrenzt
hat, auch wie man vorsichtig war, durchaus geschätzt", sagte Drosten
weiter. "Insgesamt habe ich kein schlechtes Gefühl damit. Ich kann aber
wirklich beim besten Willen nicht sagen, ob ich das noch mal so machen
würde."
Quelle: dts Nachrichtenagentur