Grüne fordern nach Detroit-Pleite der Commerzbank Konsequenzen
Archivmeldung vom 25.07.2013
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDie Grünen haben sich nach dem Detroit-Debakel der Commerzbank für schärfere Regeln beim Handel mit Wertpapieren ausgesprochen. Detroit gehe es nicht erst seit ein paar Jahren schlecht.
"Die Entscheidung, Detroit einen so großen Betrag zu leihen, war daher sicherlich keine Kreditentscheidung mit fundierter Kreditanalyse. Wahrscheinlich hat das Management der Eurohypo Anlagen mit Top Rating gesucht, für die es kein oder kaum Eigenkapital vorhalten musste", sagte der finanzpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Gerhard Schick, "Handelsblatt-Online". "Insofern zeigt diese Debakel wieder einmal warum das Geschäftsmodell der Ratingagenturen reformiert werden muss und warum wir eine Schuldenbremse, sprich harte leverage ratios brauchen, damit Banken nicht mehr vermeintlich sichere Wertpapiere quasi ohne Eigenkapital kaufen können."
Hintergrund ist ein Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", wonach die teilverstaatlichte Commerzbank wegen der Insolvenz der US-Stadt Detroit eine Abschreibung in nicht genannter Höhe vorgenommen hat. Die Bank bestätigte, dass sie der Stadt über Töchter Kredite gegeben habe. Dabei soll es sich laut "FAZ" um ein Volumen von mehr als 400 Millionen Dollar handeln.
Dem Bericht zufolge vergab die Problemtochter Eurohypo den Kredit an Detroit. Es sei gut möglich, dass Detroit nur die erste große kommunale Pleite in den USA sei, sagte Schick. "Wer meint, dass die Finanzkrise vorbei ist, ist einmal mehr als Gesundbeter entlarvt." Auf jeden Fall werde deutlich, dass deutsche Banken mal wieder bei einem Debakel am Finanzmarkt an vorderster Stelle dabei sind. "Unverantwortliche Kreditvergabe deutscher Banken ist eine wesentliche Ursache der Finanzkrise", sagte der Grünen-Politiker.
Zeitung: Commerzbank drohen hohe Verluste in Detroit
Die schlechten Nachrichten rund um die Commerzbank reißen nicht ab: Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hat Deutschlands zweitgrößtes Kreditinstitut der insolventen US-amerikanischen Stadt Detroit mehr als 400 Millionen Dollar geliehen. Die Commerzbank wäre damit stärker betroffen von der Insolvenz Detroits als die Hypo Real Estate und die Dexia-Bank, die Engagements gegenüber Detroit von 200 und 300 Millionen Dollar zugegeben haben.
Die Commerzbank dagegen wollte sich auch am Mittwoch nicht zu ihren Detroit-Risiken äußern. Offenbar hat die Commerzbank schon in früheren Jahren einen Teil der Nominalforderung an Detroit von offenbar gut 400 Millionen Dollar abgeschrieben, schreibt die F.A.Z. Doch werde die Commerzbank weitere Abschreibungen auf ihre Kreditforderungen vornehmen müssen. Diese Lasten dürften sich schon im Ergebnis für das zweite Quartal niederschlagen, das die Commerzbank am 8. August mitteilen wird.
Vergeben hat den Detroit-Kredit die Tochtergesellschaft der Commerzbank, die frühere Eurohypo, die im Jahr 2005 unter dem damaligen Vorstandssprecher und heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus-Peter Müller für 4,5 Milliarden Euro vollständig erworben wurde und derzeit auf Verlangen der EU-Kommission abgewickelt wird.
Quelle: dts Nachrichtenagentur