Rücktrittsgerüchte: SPD-Chef Kurt Beck fühlt sich missverstanden
Archivmeldung vom 25.06.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakSPD-Chef Kurt Beck fühlt sich missverstanden. Presse-Interpretationen, er habe in der Fraktionssitzung seinen Rücktritt angeboten, seien falsch. "Die Agenturen irren. In dem Fall bin ich einfach nicht richtig wiedergegeben worden.", sagte der SPD-Chef im ZDF.
Beck hatte sich am Dienstag mit einem rhetorischen Rücktrittsangebot der Unterstützung seiner Fraktion versichert. "Wenn ich Teil des Problems sein sollte – ich klebe an keinem Stuhl", zitierten ihn Teilnehmer der Sitzung im Reichstagsgebäude. In der Rede, die mit anhaltendem Beifall bedacht worden sei, habe er aber zugleich seinen Kampfeswillen bekräftigt: "Klar ist, ich werde für diese Partei kämpfen. Ich lasse mich nicht von außen wegpusten." Einige Agenturen hatten die Fraktionssitzungs-Teilnehmer so zitiert, dass Beck in dem entsprechenden Satz nicht von "keinem Stuhl", sondern von "meinem Stuhl" gesprochen habe. Struck stellt sich hinter Beck Ein Rücktritt steht nach Ansicht von Fraktionschef Peter Struck "überhaupt nicht zur Debatte.“ Der Parteichef habe „großen, demonstrativen Beifall" für seine politische Rede erhalten. Jeder in der Fraktion sei überzeugt, dass Beck der richtige Parteivorsitzende sei und dass er den richtigen Weg gehe, sagte Struck. Er selbst habe dies mit den Worten zusammengefasst: "Kurt, du kannst dich auf die SPD-Fraktion verlassen!" Teilnehmer sagten, es sei "definitiv keine Rücktrittsdrohung gewesen". Am Abend wurde Struck noch deutlicher. "Einen solchen Schwachsinn kann ich überhaupt nicht mehr ertragen", sagte er auf einem Sommerfest seiner Fraktion. Beck unterstrich Struck zufolge in seiner Rede, dass die SPD geschlossen aufzutreten habe und sich bestimmten Themen widmen müsse. Als Punkte des Arbeitsprogramms, dass er mit seinem Unionskollegen Volker Kauder verabreden wolle, nannte Struck unter anderem die Erbschaftsteuer, die Föderalismusreform, den Arbeitsmarkt und den Haushalt 2009. Die Koalition habe noch eine Menge Arbeit vor sich, und die SPD sei entschlossen, sie mit sozialdemokratischen Akzenten zu versehen. Beckstein: "Eklatante Führungskrise" Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) sprach von einer "eklatanten Führungskrise" der SPD und forderte die Sozialdemokraten auf, diese zu klären. Es sei "ganz offensichtlich, dass der Richtungsstreit innerhalb der SPD zwischen der Parteilinken und dem vernünftigeren Teil in der SPD tobt, ohne dass Kurt Beck dabei überhaupt noch eine Rolle spielt", sagte er der "Passauer Neuen Presse".