Jusos warnen SPD vor Koalition mit Merz
Der Juso-Vorsitzende Philipp Türmer (SPD) wirft dem Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz (CDU) ein erpresserisches Vorgehen vor, mit dem er sich selbst für eine Koalition unter Demokraten aus dem Spiel nehme. Merz reiße gerade alles sein, sagte Türmer dem "Tagesspiegel" am Freitag.
"Erstens opfert er die Brandmauer zum Schutz unserer Demokratie und
paktiert mit Nazis, um rechtsextreme Symbole zu setzen. Zweitens erteilt
er jedem demokratischen Kompromiss eine Absage und setzt stattdessen
auf die Methode Erpressung." Im Ergebnis jubele die AfD, so Türmer. Für
Türmer hat das mit Blick auf Bündnisoptionen Konsequenzen. Mit "diesem
erpresserischen Vorgehen" nehme Merz sich selbst für eine Koalition
unter Demokraten "aus dem Spiel", sagte er.
Der Juso-Chef
forderte seine Partei und andere auf, dagegenzuhalten. "Weder die SPD
noch andere demokratische Parteien dürfen sich davon erpressen lassen."
Das bezieht Türmer explizit auch auf die Zeit nach dem 23. Februar. "Das
gilt sowohl für Freitag als auch für nach der Wahl. Wer es mit der
Demokratie ernst meint, darf sich darauf nicht einlassen."
Merz
steht massiv in der Kritik, seit Union, AfD und FDP am Mittwoch mit
gemeinsamer Mehrheit einen Entschließungsantrag zur Begrenzung von
Migration verabschiedet haben. Nach Polizeiangaben protestierten
bundesweit am Donnerstag über 80.000 Menschen. Ex-Bundeskanzlerin Merkel
schaltete sich ein, um Merz an seine "staatspolitische Verantwortung"
zu erinnern, die er im November 2024 mit seinem Vorschlag zum Ausdruck
gebracht habe, zu verhindern, dass "nur ein einziges Mal eine zufällige
oder tatsächlich herbeigeführte Mehrheit mit denen da von der AfD"
zustande kommt.
Zudem trat der ehemalige Vorsitzende des
Zentralrats der Juden, Michel Friedman, der einst Mitglied des
CDU-Bundesvorstands war, aus der Partei aus. Der 99-jährige
Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg protestierte gegen die
Abstimmung mit der AfD, indem er gemeinsam mit dem Unesco-Künstler Luigi
Toscano sein Bundesverdienstkreuz zurückgab. Toscano hatte die
Auszeichnung für sein Projekt "Gegen das Vergessen" erhalten, für die er
mehr als 400 Holocaust-Überlebende porträtiert und die Fotografien an
öffentlichen Orten ausgestellt hatte.
Quelle: dts Nachrichtenagentur