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Spahn kritisiert Kirchenvertreter für Haltung in Kreuz-Debatte

Archivmeldung vom 08.05.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.05.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Jens Spahn (2018)
Jens Spahn (2018)

Foto: Olaf Kosinsky
Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat Kirchenvertreter für ihre Haltung in der Kreuz-Debatte kritisiert. "Ich finde es irritierend, wenn hohe Kirchenvertreter plötzlich Anstoß nehmen am Kreuz", sagte Spahn der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Schließlich sei die Botschaft, für die das Kreuz stehe, eine Einladung an den Menschen. Selbst wenn er Atheist wäre oder andersgläubig, fände er es "beruhigend, in einer Amtsstube auf ein Selbstverständnis zu treffen, das allen Menschen die gleiche Würde zuspricht".

Und weiter: "Ich finde es gut, wenn zur Abwechslung mal Kreuze auf- statt abgehängt werden." Der Vorwurf der Instrumentalisierung des Kreuzes schmerzt ihn nach eigener Aussage nicht. "Mich schmerzt es, wenn Juden und Schwule in Deutschland auf offener Straße verprügelt werden, wenn Judenhasser Musikpreise bekommen, wenn junge Mädchen angeblich der Religion wegen zum Kopftuch gezwungen werden oder Frauen gegen ihren Willen verheiratet. Und die Prioritäten, mit denen wir manche Debatte führen, die schmerzen auch." In der Flüchtlingsfrage griff Spahn zudem den Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, direkt an: "So manche Aussage, die in der Flüchtlingspolitik zu hören war, wäre glaubwürdiger gewesen, wenn sie gedeckt wäre durch eigenes Tun", so Spahn. "Im erzbischöflichen Palais in München beispielsweise könnten durchaus noch ein paar Menschen Obdach finden. Platz ist da genug."

Zugleich kritisierte Spahn die ablehnende Haltung der katholischen Kirche gegenüber Homosexuellen. "So viele Chancen werden da vertan." Als Beispiel nannte Spahn die Nicht-Segnung homosexueller Paare. Statt diese Menschen mit offenen Armen zu empfangen, verstoße die Kirche sie. "Damit macht man so viel kaputt." Er selbst habe zwar vor seiner Heirat niemals darüber nachgedacht, seine Ehe von der Kirche segnen zu lassen. "Meinem Mann jedoch wäre eine solche Segnung wichtig gewesen." Spahn fügt hinzu, er könne als schwuler Mann wie als Katholik mit dem Teil der katholischen Lehre wenig anfangen, der Homosexuelle zur Keuschheit aufruft. "Weil ich überzeugt bin, dass Gott mich so nimmt, wie ich bin. Weil mein Glaube so selbstverständlich zu mir gehört wie mein Schwulsein."

Da gebe es nichts zu bereuen. Von seiner Kirche fühle er sich nicht respektiert, "wenn sie mich verdammt für das, was ich bin". Wer Vorbehalte gegen die Ehe für alle habe, sei allerdings "nicht automatisch homophob", so Spahn weiter. "Wenn Sie meinem Vater beispielsweise vor 25 Jahren erzählt hätten, dass Männer heiraten können sollen, hätte er auch Vorbehalte gehabt. Schließlich wurde ihm sein ganzes Leben gepredigt, Homosexualität sei nicht gottgewollt." Vorbehalte könne man nur abbauen durch Reden, Argumente, gegenseitigen Respekt und gegenseitiges Zuhören.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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