Käßmann sieht bei Corona-Maßnahmen ethisches Dilemma
Archivmeldung vom 29.04.2020
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.04.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDie evangelische Theologin Margot Käßmann sieht in Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen ein ethisches Dilemma. "Ich denke jetzt an Kinder, von denen wir überhaupt nicht wissen, wie sehr ihre Würde verletzt wird, um den Schutz der Gemeinschaft hier herzustellen", sagte Käßmann dem Deutschlandfunk.
Ebenso denke sie an Menschen in Altenheimen. Sie habe Angst, dass ihre Mutter "nicht an Covid-19 stirbt, sondern an dieser Isolation und dieser Einsamkeit, und dann dürfte ich noch nicht mal hin und ihr die Hand halten, das ist doch unwürdig". Da sehe man, "dass wir das abwägen müssen, und solche ethischen Dilemmata gibt es immer wieder", so die Theologin weiter.
Sie stimme dem zu, dass "uns niemand davor schützen" könne, dass "wir sterben müssen". Es gehe im Moment deshalb darum, "dass viele in ihrem Denken das erste Mal mit dem Gedanken konfrontiert sind, auch ich könnte sterben müssen", so Käßmann. "Das allgemeine Wissen, dass der Mensch sterblich ist, wird dann durch so eine Virus-Erkrankung zur persönlichen Botschaft, und das irritiert, schockiert und erschüttert viele", sagte die Theologin.
Quelle: dts Nachrichtenagentur