Umweltbundesamt zweifelt an Nutzen von pflanzlichem Dieselkraftstoff
Archivmeldung vom 02.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDas Umweltbundesamt (UBA) hat große Zweifel am Nutzen von pflanzlichem Dieselkraftstoff, an den Tankstellen auch unter der Abkürzung HVO100 bekannt. Damit setzt es sich deutlich von der positiven Einschätzung von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ab, der den Sprit als "besonders hochwertig und nachhaltig" bezeichnet, wie der "Spiegel" berichtet.
Das UBA hingegen urteilt: "Insgesamt wird HVO für den Klimaschutz von
untergeordneter Bedeutung sein." Der seit Ende Mai zugelassene
Kraftstoff besteht laut Herstellern aus Altspeiseölen. Nicht mal ein
Prozent der Ausgangsstoffe für HVO100, so das UBA, stamme aus
Deutschland, der überwiegende Rest aus Asien. "Die zuletzt teils
ungewöhnlich stark gestiegenen Handelsmengen an Biokraftstoffen auf
Basis von Altspeiseölen wecken Zweifel an der Integrität von
Kraftstoffen dieser Herkunft", erklärt ein Behördensprecher auf Anfrage
des "Spiegel". Es sei "problematisch", dass die Ausgangsstoffe nicht
nachgeprüft werden könnten. Ein Mengenvergleich legt laut UBA den
Verdacht nahe, dass auch umdeklariertes Palmöl verwendet werde. Im
Straßenverkehr seien Elektroautos "als Primat" anzusehen, als vorrangig
also, erneuerbare Kraftstoffe sollten dagegen im nicht
elektrifizierbaren Luft- und Seeverkehr eingesetzt werden.
Keine
Erkenntnisse lägen dem UBA über die Schadstoffemissionen vor. Zu dieser
Frage legt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) neue Messungen an einem
E-Klasse-Diesel von Mercedes vor: Dieser habe 17 Prozent mehr Stickoxide
mit HVO100-Kraftstoff als mit normalem Diesel produziert. Diese
Ergebnisse stehen im scharfen Gegensatz zu der Behauptung des
Verkehrsministeriums, wonach beim Biodiesel "tendenziell von einer
Senkung relevanter Emissionen" auszugehen sei. Eine erste Messung der
DUH an einem VW Touareg hatte das Ministerium im Juni als "nicht
nachvollziehbar" kritisiert.
Der Umweltverband hatte die Behörde
von Wissing daraufhin auf Herausgabe eigener Messergebnisse verklagt. Es
sei "absurd", wenn das Ministerium behaupte, das verwendete Verfahren
realer Straßenmessungen würde "keine reproduzierbaren Messergebnisse
ergeben", erklärte DUH-Experte Axel Friedrich. Es sei ein Standard in
der Autoindustrie.
Quelle: dts Nachrichtenagentur