Berlins Kultursenator kritisiert Haushaltskürzungen
Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) kritisiert die massiven Haushaltseinsparungen im Kulturbereich. "Der Beschluss der Koalitionsspitze belastet die Kultur härter als geplant", sagte er dem "Tagesspiegel".
Die Einsparvorschläge der schwarz-roten Koalition träfen die Kultur "in
ihren Kernstrukturen", sagte er. "Kulturfachliche Expertise wurde in den
Einsparungen viel zu wenig berücksichtigt." Chialo sagte zudem, dass
die Einigungen noch nicht final seien und es derzeit "noch Bewegung in
den Beschlüssen" gebe.
Er wolle daher versuchen, noch Änderungen
an den beschlossenen Kürzungen zu erwirken. "Die nächsten Tage werde ich
nutzen, um weiterzukämpfen, um einzelne Härten abzuwenden und die
kulturfachliche Expertise stärker zum Tragen kommen zu lassen", so
Chialo. Der Senator gab zu bedenken, dass wie in allen anderen Bereichen
auch im Haushalt der Kultur Kürzungen vorgenommen werden müssten. "Ich
habe immer betont, dass die Notwendigkeit der Haushaltskonsolidierung
besteht und dass auch die Kultur dazu ihren Beitrag leisten wird."
Die
Senatskulturverwaltung habe dazu in den vergangenen Monaten eigene
Kürzungsszenarien erarbeitet. "Wir haben einen Plan erarbeitet, der
Kürzungen mit Augenmaß vornimmt und die Kultur in ihrer Breite und
Vielfalt bewahrt." Auch diese Einsparungsvorschläge wären "zweifellos
schmerzhaft" geworden. Die Kultur wäre in ihren Strukturen jedoch nicht
so stark belastet worden, sagte Chialo.
Der Kultursenator war
nach Bekanntwerden der Haushaltskürzungen in die Kritik geraten. Mit
rund 130 Millionen Euro an Einsparungen gehört die Kultur zu jenen
Bereichen, die prozentual am stärksten belastet wurden. Für viele
Projekte bedeutet dies harte Einschnitte oder sogar das Aus. Immer
wieder war dabei aus der Koalition zu hören, dass sich Chialo bei den
Haushaltsverhandlungen nicht stark genug für die Interessen der
Kulturschaffenden eingesetzt habe.
"Die Kürzungsbeschlüsse von
CDU und SPD übertreffen die schlimmsten Erwartungen, ihre Auswirkungen
auf die Kulturmetropole Berlin werden geradezu apokalyptisch sein",
sagte der kulturpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Daniel Wesener.
Die Entscheidungen seien ein "politischer Offenbarungseid mit Ansage".
Chialo
habe offenbar keinen aktiven Part in den Verhandlungen eingenommen.
Somit erfolgten die harten finanziellen Einschnitte ohne jeden Plan und
Rücksicht auf die bestehenden Förderstrukturen, kritisierte Wesener und
fügte hinzu: "Joe Chialo muss sich die Frage stellen, ob er seiner
Verantwortung für Berlins Kulturszene gerecht wird, wenn selbst aus der
Koalition Zweifel an seinem Einsatz für das eigene Ressort laut werden."
Quelle: dts Nachrichtenagentur