Schröder mahnt Mäßigung in Sexismus-Debatte an
Archivmeldung vom 28.09.2016
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.09.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie frühere Bundesfrauenministerin Kristina Schröder (CDU) hat in der aktuellen Sexismus-Debatte zur Mäßigung gemahnt. "Die Sensibilität für Sexismus ist exorbitant gewachsen. Der Vorwurf ist aber auch extrem gefährlich und wirkmächtig", sagte Schröder der "Welt".
Sie plädiere generell dafür, mit dem Vorwurf "Sexismus" zurückhaltend umzugehen, so Schröder weiter. "Ich habe einfach die Sorge, dass wir uns immer mehr der amerikanischen Kultur annähern, die wahnsinnig darauf bedacht ist, niemanden in seinen Befindlichkeiten zu verletzen. Das klingt menschenfreundlich, führt aber dazu, dass immer mehr Unfreiheit herrscht, worüber man reden darf." Eine solche Kultur wolle sie in Deutschland nicht haben. "Das würde bedeuten, dass man ständig die Schere im Kopf hat, wen man unter Umständen verletzen oder beleidigen könnte." Explizit nannte Schröder den Vorgang um CDU-Generalsekretär Peter Tauber, dem zum Vorwurf gemacht wurde, nicht protestiert zu haben, als ihm eine Kandidatin als "optische Bereicherung" angekündigt worden war. "Ich habe auch schon über Männer gesagt, dass sie optisch eine Bereicherung wären. Und ich will auch nicht in einer sterilen Welt leben, in der man so etwas nicht sagen darf", so Schröder.
Die Bundestagsabgeordnete äußerte sich auch zu den von einer Bezirksverordneten erhobenen Sexismus-Vorwürfen in der Berliner CDU. Ein Großteil der Probleme, die Quereinsteiger haben, die sehr schnell in Ämter kommen, für die andere lange arbeiten müssen, sei zunächst einmal geschlechtsunabhängig, so Schröder. "Quereinsteiger erfahren oft Neid und Misstrauen. Das ist in jeder Partei und jedem Unternehmen so und sollte nicht mit Sexismus verwechselt werden." Dennoch gebe es durchaus "gewisse geschlechtsspezifische Ausschließungsmechanismen" in der Politik. "Wenn das Teambuilding bei Klausurtagungen darin besteht, in Rauchschwaden versinkend bis spät in die Nacht Skat zu spielen, hat man als Frau eigentlich nur die Wahl, zu versuchen mitzumachen, in der Hoffnung, dabei authentisch zu wirken. Oder einfach aufs Hotelzimmer zu gehen, wofür ich mich meistens entschieden habe." Auch sie sei am Anfang ihrer Karriere oft unterschätzt worden. Andererseits habe sie wegen Alter und Geschlecht auch echte Vorteile gehabt. Schröder sagte. "Es ist letztlich schwer zu sagen, ob die Bilanz positiv oder negativ ist."
Quelle: dts Nachrichtenagentur