AfD-Chef Lucke kritisiert Abgrenzungsbemühungen der CDU
Archivmeldung vom 05.06.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAfD-Chef Bernd Lucke hat die Abgrenzungsbemühungen der CDU gegenüber seiner Partei kritisiert. Am deutlichsten werde dies an der Aussage des Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder, der gesagt hatte, er wolle sich nicht mit AfD-Politikern in eine Talkshow zu setzen: "Das ist doch ein Armutszeugnis für Herrn Kauder und die CDU", sagte Lucke im Interview mit der "Welt". "Offenbar ist er argumentativ so schwach, dass er die Auseinandersetzung mit uns vor großem Publikum scheut."
Auf die Frage, wie er sich Kauders Aussage erkläre, antwortete Lucke: "Mit blanker Angst vor uns. Wir vertreten viele Positionen, die früher lupenreine CDU-Positionen waren." Zu diesen Inhalten zählte er das im Maastricht-Vertrag enthaltene Verbot, Schulden anderer Staaten zu übernehmen, die Vorbehalte gegen den Mindestlohn und die Ablehnung der doppelten Staatsbürgerschaft. "Wenn die CDU mit uns diskutiert, muss sie ihre eigenen Argumente von früher widerlegen. Das will und kann sie natürlich nicht", sagte Lucke.
Der Sieger der Europawahl, Jean-Claude Juncker, kann im Europaparlament nicht auf die Unterstützung der AfD zählen. "Juncker ist eine rückwärtsgewandte Persönlichkeit der alten westeuropäisch und zentralistisch geprägten EU", sagte Lucke im "Welt"-Interview. Der Luxemburger habe in den vergangenen Jahren "alles dafür getan", dass das Geld der EU in den Süden Europas fließe. Osteuropa habe er hingegen ignoriert, "obwohl dort wirtschaftlich und politisch große Aufgaben zu bewältigen sind". Die AfD setze sich dafür ein, dass mal ein Osteuropäer zum Zuge komme. Als Beispiel nannte er den früheren slowakische Parlamentspräsident Richard Sulik.
Lucke gestand auch Schwierigkeiten ein, im Europaparlament Kooperationspartner zu finden. Dabei machten ihm Äußerungen des stellvertretenden AfD-Sprechers Alexander Gauland zu schaffen, der im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt "vom Einsammeln russischer Erde" gesprochen hatte. Dies habe, so Lucke, "Befremden" ausgelöst. Er müsse allerdings sagen, "dass es nicht um die Auffassungen der AfD geht, sondern um spezielle Interviewäußerungen von Herrn Gauland".
Umfrage: Jeder Dritte wünscht sich AfD im Bundestag
Laut einer Umfrage wünscht sich jeder dritte Bundesbürger, dass die Alternative für Deutschland (AfD) im nächsten Bundestag vertreten ist. Das ist das Ergebnis einer Forsa-Umfrage für den "Stern". Demnach hält einen Bundestags-Einzug der AfD eine knappe Mehrheit von 51 Prozent nicht für wünschenswert. "Wenn derzeit ein Drittel der Befragten einen Einzug der AfD auch in den Bundestag befürwortet, bestätigt das die Tendenz, dass neben der klassischen AfD-Klientel aus einem bestimmten Segment der deutschen Mittelschicht nun auch Angehörige der Unterschicht, die bislang in überdurchschnittlicher Weise zur Wahlenthaltung tendierten, zur AfD wandern", sagte Forsa-Chef Manfred Güllner dem Magazin. Dass AfD-Chef Bernd Lucke mit den Problemen in Deutschland besser fertig werden könnte als andere Politiker, glauben allerdings nur acht Prozent aller wahlberechtigten Bundesbürger. Eine breite Mehrheit von 80 Prozent traut ihm das nicht zu. Etwas mehr überzeugt von der politischen Kompetenz Luckes als der Durchschnitt aller Befragten sind - neben den AfD-Sympathisanten mit 55 Prozent - Arbeiter (18 Prozent), Hauptschulabgänger (elf Prozent) und Anhänger der Linken (zehn Prozent).
Quelle: dts Nachrichtenagentur