Früherer Präsident des Lutherischen Weltbunds Christian Krause hält Pegida-Demonstrationen für "pervers"
Archivmeldung vom 05.01.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKöln. Der frühere Präsident des Lutherischen Weltbunds, Altbischof Christian Krause, hat die Verwendung christlicher Symbole auf Demonstrationen der "Pegida" als "pervers" bezeichnet. "Wenn ich sehe, dass da schwarz-rot-gold angestrichene Kreuze hochgereckt werden, gruselt es mich", sagte der frühere Bischof der evangelischen Landeskirche Braunschweigs dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Krause wird an diesem Dienstag (6. Januar) 75 Jahre alt. Er räumte ein, dass Kirche und Gesellschaft das Phänomen unterschätzt haben. "Wir waren offenbar auf so etwas nicht gefasst. Wahrscheinlich ist das eine Konsequenz unserer Saturiertheit und unseres Reichtums - und der Angst, beides zu verlieren." Statt sofortiger moralischer Reaktion empfahl der langjährige Generalsekretär des Deutschen Evangelischen Kirchentags, den Sinn und das Ziel von Weltoffenheit und Toleranz besser zu verdeutlichen. "Trotzdem ist es unglaublich, was da passiert", fügte Krause hinzu. "Da soll angeblich eine christliche Prägung unserer Kultur mit dem Mittel der Ausgrenzung verteidigt werden. Wer so redet, weiß offenbar selbst nicht, was er da verteidigt." Mit Blick auf die Feiern zum Reformationsjubiläum 2017 sieht Krause in Deutschland "die Tendenz zu einer großen nationalen Show". Er rief dazu auf, die nationale Verengung zu vermeiden, "die in der Geschichte der protestantischen Kirchen in Deutschland bis heute leider immer wieder hervortritt". In Papst Franziskus sieht der frühere Spitzenrepräsentant von mehr als 70 Millionen lutherischen Christen in 142 Kirchen einen Verbündeten im Bemühen um die weltweite Ökumene. "Für ihn ist die Begegnung unserer Kirchen auf Augenhöhe eine Selbstverständlichkeit. Nach den Rückschlägen in der Zeit Benedikts XVI., der uns Protestanten ja sogar das Kirchesein abgesprochen hat, ist mit Franziskus neu Bewegung in die ökumenischen Beziehungen gekommen." Krause war zuletzt im November 2014 mit dem Papst zusammengetroffen.
Ex-EKD-Ratschef Schneider: Christen haben bei Pegida nichts zu suchen
Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, hat die Pegida-Bewegung scharf kritisiert. "Von der Zielsetzung her ist Pegida unchristlich", sagte Schneider der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post". Zu den Werten des Abendlands gehörten auch die Religionsfreiheit und das Eintreten für die muslimischen Flüchtlinge: "Wir können nicht das Abendland verteidigen, indem wir den Islam als Feind ausrufen. Christinnen und Christen haben deshalb auf diesen Kundgebungen nichts zu suchen." Man müsse zwar mit den Demonstranten reden - den Erfolg eines solchen Dialogs hält Schneider aber für zweifelhaft: "Das Problem ist, dass die meisten gar nicht diskutieren wollen - aus guten Gründen, denn sobald Argumente ausgetauscht werden, sind die ja am Ende." Schneider warnte die Politik davor, Forderungen der Pegida-Protestler aufzunehmen: "Hier müssen wir widersprechen und deutlich sagen, dass das Unsinn ist." Lob kam vom früheren rheinischen Präses für die Ankündigung des Kölner Domkapitels, während der für Montagabend geplanten "Kögida"-Demonstration die Beleuchtung der Kathedrale abzuschalten: "Das ist eine pfiffige Aktion, pragmatisch und trotzdem ernsthaft. Die Kölner machen das genau richtig."
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)