Virologe Stöhr verteidigt "Alles auf den Tisch"-Initiative
Archivmeldung vom 01.10.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.10.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Virologe und Epidemiologe Klaus Stöhr hat die "Alles auf den Tisch"-Initiative von Kritikern der Corona-Politik gegen Anfeindungen verteidigt. "Der Ansatz ist richtig: Zu reflektieren, was die Gesellschaft fühlt und denkt, glaubt und bewegt. Daran beteilige ich mich gerne, auch wenn einige grenzwertige Persönlichkeiten mitmachen", sagte Stöhr im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Der Pandemie-Experte hatte sich von der Gruppe interviewen lassen.
Die "Alles auf den Tisch"-Initiative sei sehr inhomogen. "Es gibt einige schräge Positionen, die ich nicht alle unterschreibe", erklärte der Forscher. Allerdings fühlten sich "angesichts von zweifelhaften Maßnahmen wie der Maskenpflicht in Schulen oder Quarantäne für Geimpfte viele nicht gehört. Wäre das anders, bräuchte es die Initiative auch nicht", fügte Stöhr hinzu. "Kommentare, in denen der Gruppe von Demokratiefeindlichkeit bis zu Judenhass alles vorgeworfen wird, sind jedenfalls völlig daneben und unangebracht." Besonders empörend sei das, wenn die Quelle gewählte Volksvertreter seien, die Ministerposten in Landesregierungen bekleiden.
Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen sei wichtig, weil das die Gesellschaft weiterbringe. "Reibung verursacht Wärme und Entspannung. Das gehört zum Diskurs dazu, das muss man zulassen", erläuterte Stöhr. Ein offener Meinungsaustausch um die besten Lösungen in der Corona-Politik sei notwendig, deshalb melde er selbst sich auch immer wieder zu Wort, so der frühere Leiter des Pandemie-Programms der Weltgesundheitsorganisation. "Insgesamt werden die Kompetenzen auf diesem Gebiet von der Politik noch immer nicht in einem strukturierten Prozess abgerufen, das ist ein riesiges Versäumnis."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)