CDU-Urgestein Bosbach verteidigt Grüne und kritisiert: "Merz hat übersehen, die Grünen mit an Bord zu holen"

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Der langjährige CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach kann verstehen, dass die Grünen ablehnend auf das von Union und SPD geplante "Sondervermögen" reagieren.
In seinem Podcast "Bosbach & Rach - Die Wochentester" für RedaktionsNetzwerk Deutschland und Kölner Stadt-Anzeiger fragt Bosbach: "Warum hat man die Grünen nicht von Anfang an im Skat berücksichtigt?"
Bosbach kritisiert: "Merz hat die Schwierigkeit übersehen, die Grünen mit an Bord zu holen. Ich sage es als CDU-Mann nicht gerne, aber: Ich kann es verstehen, wenn die Grünen sagen, so billig sind wir nicht zu haben und wir haben auch unsere eigenen Vorstellungen."
Bosbach: "Wieso ist Schwarz-Rot wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass die Grünen zustimmen werden, ohne ihre Zustimmung von eigenen Forderungen abhängig zu machen? Und welchen Sinn macht es, beim politischen Aschermittwoch insbesondere die Grünen zu beschimpfen, wenn man weiß: Am nächsten Morgen musst du auf sie zugehen und um ihre Zustimmung werben für eine Änderung des Grundgesetzes."
Der Anwalt, Autor und Podcaster, der bis 2016 mehr als 22 Jahre für die CDU im Bundestag saß, ist überzeugt: "Die Koalitionäre in spe werden sich auf die Grünen zubewegen müssen. Das heißt, von ihren bisherigen Plänen Abstand nehmen. Ob sie einlenken werden, hängt davon ab, wie weit man den Vorstellungen der Grünen entgegen kommt."
Auch inhaltliche Kritik an den Schuldenplänen von Schwarz-Rot übt Bosbach in seinem Podcast "Die Wochentester": "Ich persönlich frage mich: Warum 500 Milliarden für zehn Jahre? Warum hat man nicht zunächst mit kleineren Beträgen wie 200 oder 300 Milliarden gearbeitet? Und was bedeutet das für die Zinsen und Inflationsrate? 'Whatever it takes' habe ich schon mal gehört und danach hatten wir einen steilen Anstieg der Inflation. Das muss nicht 1:1 auch so sein, aber ein bisschen verschärft über die Risiken und Nebenwirkungen nachdenken: Das hätte der Sache gut getan."
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)