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Gesetzliche Krankenkassen fordern von Ampel-Verhandlern drei Maßnahmen zur Beitragsstabilisierung

Archivmeldung vom 01.11.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.11.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de

Die gesetzlichen Krankenkassen haben die Ampel-Verhandler zu drei Maßnahmen aufgerufen, um eine drohende Explosion der Beiträge für die mehr als 70 Millionen Versicherten abzuwenden. "Mit dem Beschluss eines reduzierten Mehrwertsteuersatzes für Medikamente, eines der Ausgabensteigerung folgenden Bundeszuschusses und kostendeckenden Beiträgen für Arbeitslosengeld-II-Empfänger könnte die neue Bundesregierung schon im Laufe des kommenden Jahres den Boden für längerfristig stabile Finanzen bereiten", sagte die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer, im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).

Im ersten Halbjahr 2021 hat sich das Defizit der Kassen auf 1,9 Milliarden Euro erhöht. Um Beitragserhöhungen schon zum Jahreswechsel zu vermeiden, will die scheidende Bundesregierung an diesem Mittwoch noch einen Sonder-Bundeszuschuss beschließen.

Allein ein ermäßigter Steuersatz für Medikamente würde die gesetzliche Krankenversicherung laut Pfeiffer um knapp sechs Milliarden Euro entlasten. "Für Austern, Schnittblumen und Ölgemälde ist lediglich der reduzierte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent fällig, für Krebsmedikamente und Blutdrucksenker müssen die Krankenkassen dagegen mit 19 Prozent mehr als doppelt so hohe Steuern bezahlen", sagte die Spitzenverbandschefin. "Es ist nicht einzusehen, dass Versicherte und Arbeitgebende in der gesetzlichen Krankenversicherung Jahr für Jahr Milliarden an Mehrwertsteuer für Arzneimittel in den Bundeshaushalt einzahlen, für 2022 schätzungsweise neun Milliarden Euro."

Durch "deutlich zu niedrige Beiträge" für Arbeitslosengeld-II-Empfänger entlaste sich der Bund jährlich um mehr als zehn Milliarden Euro, so Pfeiffer weiter. "Wir brauchen kostendeckende Beiträge für diese Gruppe, damit die Beitragszahlenden der gesetzlichen Krankenkassen nicht länger den Bundeshaushalt subventionieren."

Bei der dritten Forderung geht es um den Bundeszuschuss von derzeit knapp 15 Milliarden Euro. Während die Ausgaben für die versicherungsfremden Leistungen schon aufgrund der Kostenentwicklung Jahr für Jahr steigen, ist der reguläre Bundeszuschuss gesetzlich festgeschrieben. "Wir brauchen beim Bundeszuschuss eine Dynamisierung, damit dessen Höhe der Kostenentwicklung folgt", sagte Pfeiffer der "NOZ". "Sonst kommt es zu einer schleichenden Entwertung des Bundeszuschusses."

Die gesetzliche Krankenversicherung sei "das Rückgrat der gesundheitlichen Versorgung von 73 Millionen Menschen in diesem Land", sagte Pfeiffer. Die drei vorgeschlagenen Maßnahmen müssten zum 1. Januar 2023 in Kraft treten, dann könne die Versorgung für einen längeren Zeitraum finanziell abgesichert werden. "Da 90 Prozent der Bevölkerung gesetzlich versichert sind, wäre das gleichzeitig ein wesentlicher Schritt mit Blick auf die Stabilisierung der Sozialversicherungsbeiträge insgesamt", betonte die GKV-Chefin.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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