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Frank Richter gefällt die Einstellung der Ostdeutschen nicht

Archivmeldung vom 20.10.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.10.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Ostdeutschland /Mitteldeutschland
Ostdeutschland /Mitteldeutschland

Von derivative work: Xantener (talk)Deutschland.svg: NordNordWest - Deutschland.svg, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4406474

Der Geschäftsführer der Stiftung Frauenkirche Dresden, Frank Richter, hält eine umfassende Debatte über Fehlentwicklungen in Ostdeutschland für dringend geboten. "Nicht nur die Regierung, auch die Opposition und auch die Gesellschaft sollten die Debatten zur Aufarbeitung der Nachwendezeit führen, damit Populisten nicht noch mehr Zulauf bekommen", sagte Richter der "Welt".

"Das permanente und vordergründige Verweisen auf politische Entscheidungsträger ist wohlfeil und kontraproduktiv", ist der ehemalige Leiter der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung überzeugt. "Die im Zuge des ökonomischen Umbaus Ost erfolgten Fehlentscheidungen, Kränkungen und Ungleichbehandlungen muss man - neben allen Erfolgen - benennen dürfen. Ich sehe da ein Defizit keineswegs nur in der einen oder anderen Partei."

Der "Aufbau der `Hardware`, also Straßen und Infrastruktur", habe "hervorragend funktioniert", sagte der Theologe. Vernachlässigt worden sei aber die "Software" der Gesellschaft. "Dem zusammengebrochenen Marxismus als gedankliches Ordnungsgefüge folgte zunächst der Neoliberalismus. Den erneuten Enttäuschungen folgte der Nationalismus als Muster für Orientierung und Anerkennung", sagte Richter weiter. Den Rücktritt von Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) habe er "als persönliche Entscheidung wahrgenommen, die Respekt verdient", sagte der Stiftungsgeschäftsführer, der im August 2017 nach 25 Jahren Parteimitgliedschaft der CDU den Rücken gekehrt hatte.

Für den Austritt nannte er drei Gründe: Er habe die deutschen Waffenlieferungen an Saudi-Arabien nicht länger mit seinem friedensethischen Positionen vereinbaren können. Zudem zeigte er sich enttäuscht von der Schulpolitik der CDU-geführten Landesregierung, die "sich zunehmend vom humanistischen Bildungsideal verabschiedet" habe. Darüber hinaus habe er "eine offene Streitkultur vermisst, die sich offen und unbefangen mit den gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzt, auch in der Partei", so Richter. Da er sich nicht an Tillich "gestört" habe, stelle sich nun auch nicht die Frage nach Rückkehr in die CDU.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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