Forscher gegen Stoibers Superministerium
Archivmeldung vom 17.10.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFührende Wissenschaftler protestieren gegen Pläne, das Bildungs- und Forschungsministerium aufzuspalten und wichtige Forschungsabteilungen ins Wirtschaftsressort zu verlagern. "Eine Aufgliederung wäre sehr unglücklich für die Forschung", sagte Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, dem Tagesspiegel.
Aus dem Deutschen Luft- und
Raumfahrtzentrum, das künftig zum Wirtschaftsministerium gehören
soll, heißt es, die Forscher sähen "wenig Sinn" in den Plänen. Der
designierte Wirtschaftsminister Edmund Stoiber (CSU) will offenbar
alle Abteilungen, die sich um die Zukunftstechnologien kümmern, aus
dem Forschungs- in sein Wirtschaftsressort holen: Luft- und
Raumfahrt, optische Technologie sowie die Nano- und
Verkehrstechnologie. Wissenschaftler befürchten, dass vor allem die
interdisziplinäre Forschung leiden könnte, wenn das Ministerium
aufgesplittet wird. So lehnt Fraunhofer-Präsident Bullinger die Pläne
ab, obwohl er die angewandte Forschung vertritt, in der
Wissenschaftler immer in enger Kooperation mit Unternehmen arbeiten.
"Fachgebiete befruchten sich gegenseitig. Der Austausch zwischen den
Disziplinen wird behindert, wenn verschiedene Ministerien für sie
zuständig sind." Bernd Huber, Präsident der Münchner
Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), sagt: "Forschungspolitik in der
Form aktiver, dirigistischer Industriepolitik bringt erfahrungsgemäß
wenig."
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel