Grüne: Bund muss bei Atom-Notfallplänen Druck auf Länder machen
Archivmeldung vom 10.03.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Grünen im Bundestag kritisieren die Notfallpläne in Deutschland für den Fall eines atomaren Unfalls als vollkommen unzureichend. Auch vier Jahre nach der Katastrophe von Fukushima sei der Katastrophenschutz noch nicht an die Erkenntnisse aus dem GAU in Japan angepasst, sagte die atompolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Sylvia Kotting-Uhl im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Sie forderte die Bundesregierung auf, den zuständigen Bundesländern eine Frist zu setzen, bis wann entsprechende Empfehlungen der Strahlenschutzkommission umsetzen sind. Diese sehen beispielsweise eine deutliche Ausweitung der Evakuierungszonen rund um Kernkraftwerke im Ernstfall vor. Zudem müsse jeder Haushalt in Deutschland mit Jod-Tabletten ausgestattet werden.
"Obwohl die Anforderungen vorliegen, gibt es keinen Zeitplan, wie das Ganze umgesetzt werden soll", sagte Kotting-Uhl. Der Bund müsse seine Kompetenz als oberste Atomaufsichtsbehörde nutzen, und die Länder unter Druck setzen. "Es kann einfach nicht sein, dass notwendige Anpassungen jahrelang hinausgezögert werden", so die Grünen-Politikern.
Die atompolitische Sprecherin forderte zudem, deutschlandweit Jodtabletten für den Fall eines atomaren Unfalls zu verteilen. Durch Einnahme der Tabletten soll bei einem Unfall die Aufnahme radioaktiven Jods über die Schilddrüse verhindert werden. Derzeit erhalten nur unmittelbare Anwohner von Kernkraftwerken die Tabletten, ansonsten werden sie an zentralen Punkten gelagert und im Ernstfall verteilt. "Das ist doch kein schlüssiges Konzept", so Kotting-Uhl. Einerseits sollten die Menschen bei einem Atomunfall im Haus bleiben, aber manche sollen umherwandern, um Jodtabletten zu organisieren. Sie forderte die Bundesregierung auf, sich ein Vorbild an Frankreich zu nehmen, wo jeder Haushalt eine Packung erhält.
"Die Katastrophenschutzpläne in Deutschland sind unter der Annahme verfasst, dass es wohl eh nicht zu einem Unglück kommen wird", bemängelte Kotting-Uhl. "So kann man mit einem solchen Risiko allerdings nicht umgehen. Das hat nicht zuletzt die Katastrophe von Fukushima gezeigt."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)