Mehr Multikulti, weniger Wahlbeteiligung
Archivmeldung vom 10.07.2018
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtWer in einer Nachbarschaft mit einem hohen Ausländeranteil lebt, geht weniger wählen. Erstmals weist ein Politikwissenschaftler der Universität Trier diesen Zusammenhang mit neuen Forschungsdaten nach. André Förster sieht in seinen Studienergebnissen neue Impulse für die Wissenschaft und die Politik.
Unabhängig davon, wie gebildet Menschen sind, welchem Beruf sie nachgehen oder wie zufrieden sie mit der Demokratie sind – sie beteiligen sich weniger an einer Bundestagswahl, wenn sie in einer Nachbarschaft mit einem hohen Ausländeranteil leben. Das Phänomen konnte André Förster vom Servicezentrum eSciences der Universität Trier bei der Auswertung der Daten in seiner Dissertation beobachten.
Neu ist an seinem Studienergebnis vor allem sein methodisches Vorgehen. Der Wahlforscher hat als einer der ersten auf die „Grid“-Daten des Zensus des Statistischen Bundesamtes zurückgegriffen. In einem Gitternetz auf einen Quadratkilometer genau sind darin Informationen für ganz Deutschland erfasst, wie zum Beispiel die Ausländerquote. Förster kombinierte die Daten des Zensus 2011 und der Deutschen Wahlstudie zur Bundestagswahl 2013, German Longitudinal Election Study (GLES).
Die Studienergebnisse hält der Politikwissenschaftler für so eindeutig, dass man daraus weitere wissenschaftliche Studien ableiten sollte: „Es ist wichtig, ethnische Diversität als Faktor für politische Beteiligung in zukünftigen Studien zu berücksichtigen und langfristig zu beobachten. Die Ausbreitung der internationalen Migration bedeutet kontinuierliche Veränderungen und neue Herausforderungen für unsere Gesellschaft, die wissenschaftlich begleitet werden müssen!“
Förster kommt anhand der Ergebnisse unter anderem zu dem Schluss, dass mehr Wahlrechte für Migranten auch die Einheimischen wieder verstärkt zurück an die Wahlurne bringen könnten. Deswegen sieht der Wahlforscher die Politik in der Pflicht, Formen der politischen Partizipation für Migranten zu prüfen.
Quelle: Universität Trier (idw)