Brandmauer: Soziologe Mau fürchtet weitere Zusammenarbeit mit AfD
Der Soziologe Steffen Mau befürchtet angesichts der Absicht des Unionsfraktionsvorsitzenden Friedrich Merz (CDU), bei einer Verschärfung der Migrationspolitik im Bundestag AfD-Stimmen billigend in Kauf zu nehmen, weitere Formen der Zusammenarbeit mit der AfD. "Zunächst ist das eine Abweichung von bisherigen Zusicherungen", sagte er dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Denn bislang hat Herr Merz gesagt, dass es keine gemeinsamen
Abstimmungen mit der AfD geben wird - und sich dafür persönlich
verbürgt." Jetzt wird diese Brandmauer "porös", so Mau. "Damit ist der Weg zu anderen Formen der Kooperation mit der AfD vorgezeichnet."
Auf
der Kommunal- und der Länderebene habe dieser Prozess bereits begonnen.
"Das Ganze erinnert an die Entwicklungen in anderen europäischen
Ländern wie Österreich oder Niederlande, wo sich die Rechtsextremen so
langsam in die politischen Machtzentren vorgearbeitet haben. Damit
erleben wir eine Veränderung, eine Rechtsverschiebung der politischen
Kultur", sagte Mau.
Merz selbst wolle das wahrscheinlich nicht.
Aber "manche in der zweiten und dritten Reihe der Union" sähen eine
"Öffnung zur AfD als strategische Option", gab der Soziologe zu
Bedenken.
Mau erklärte mit Blick auf den Messerangriff von
Aschaffenburg, dass es in der Öffentlichkeit die Erwartung gebe, dass
die Politik solche Ereignisse "nicht einfach durchlaufen" lässt. "Denn
es gibt Ängste. Die muss die Politik adressieren, und zwar mit
sachgerechter Politik, Augenmaß und rechtskonform", so Mau. "Aber ich
bin sehr skeptisch, ob sich bestimmte Forderungen überhaupt umsetzen
lassen oder es sich nicht letztlich um symbolpolitischen Aktionismus
handelt. Dann wäre die Enttäuschung des Publikums vorprogrammiert."
Quelle: dts Nachrichtenagentur