Terroristen werden laut Experte Roy meist in Gefängnissen radikalisiert - "Sie sind vom Tod fasziniert"
Archivmeldung vom 07.09.2017
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Freigeschaltet durch André OttFür den Islam-Experten Olivier Roy ist nicht eine gescheiterte Integration die Ursache für die Radikalisierung islamischer Jugendlicher. Auch würden diese in der Regel nicht in muslimischen Gemeinden radikalisiert, sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Die Radikalisierung vollziehe sich vor allem in Gefängnissen oder in kleinen Gruppen. Verantwortlich für die Radikalisierung sei eine Dekulturation der Religion. Diese verbunden mit einer Faszination für den Tod bilde das tödliche Gemisch für den Terrorismus. "Sie glauben nicht an eine bessere muslimische Gesellschaft. Sie wollen nicht einmal leben, um in eine bessere Gesellschaft zu kommen, sondern sie haben einen apokalyptischen Blick für die Zukunft. Und mit diesem apokalyptischen Blick geht es nicht um Übermittlung oder um Rechtmäßigkeit, es geht nur ums Paradies, das ist alles", sagt Roy.
Andere Experten sehen in den großteils unmenschlichen Verhältnissen in deutschen Gefängnissen den Grund für die Radikalisierung. Deutsche Gefängnisse sind zwischenzeitlich dramatisch überfüllt. Die Haftbedingungen sind auf "Rache & Vergeltung" aufgebaut, anstatt auf Resozialisierung und Einsicht. Schlechtes Essen, schlechte Behandlung und zumeist keinerlei Perspektive nach der Entlassung, lassen nicht nur Muslime sondern fast jeden dort radikalisieren.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots) / André Ott