AfD-Kreisverband sorgt mit Vergleich zwischen EU und Nordkorea für Empörung
Archivmeldung vom 28.04.2014
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtEin Europawahlplakat, das der Kreisverband Wolfsburg der Alternative für Deutschland (AfD) auf seiner Internetseite veröffentlicht hat, sorgt für große Empörung. Das Plakat zeigt Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un, wie er dem Betrachter freudestrahlend zuwinkt. Darunter steht der Spruch: "Was haben das dicke koreanische Kind und die EU gemeinsam? Das Demokratie-Verständnis."
Der SPD-Bundesvize Ralf Stegner sagte dazu "Handelsblatt-Online": "Das AfD-Plakat zeigt das erschreckende Ausmaß an geistiger Verwirrung der rechtspopulistischen Kräfte auf eklatante Weise. Leider macht das solche Parteien nicht ungefährlich." Deshalb müsse für alle demokratischen Kräfte gelten: "Keine Anpassung an die Inhalte der Rechtspopulisten - nicht in Bayern und nirgendwo sonst. Zweitens: entschlossener Kampf um Wahlbeteiligung und Wählerstimmen für die demokratischen Alternativen zu AfD, NPD, FPÖ, Front National, Berlusconi & Konsorten."
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck sagte "Handelsblatt-Online", der AfD fehle es an "demokratischem Mindestanstand". "Wer Nordkorea und Europäische Union gleichsetzt, dem geht es nicht um den Euro oder eine Reform der EU, sondern um die Zerstörung des europäischen Friedensprojekts EU und den Rückfall in den Nationalismus des 19. Jahrhunderts." Das Plakat sei aber "kein Ausreißer", fügte Beck hinzu. "Beim Thema Diffamierung von Migranten und Flüchtlingen liefern sich NPD und AfD einen Wettlauf um die Frage, wer das Original ist."
AfD-Chef Bernd Lucke verteidigte das Motiv, relativierte aber dessen Aussage. "Die EU hat schwere Demokratiedefizite, aber natürlich nicht annähernd so groß wie in Nordkorea", sagte Lucke "Handelsblatt-Online". "Es handelt sich offenkundig um eine satirische Überspitzung, wie sie ja auch seitens anderer Parteien gelegentlich geübt wird." Lucke geht davon aus, dass das Plakat nicht bundesweit plakatiert wird. "Es gehört nicht zu unserer offiziellen Plakatwerbung", sagte er. Seines Wissens gebe es das Plakat lediglich online.
Juso-Chefin Johanna Uekermann nannte das Plakat "einfach nur absurd". "Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen", sagte Uekermann "Handelsblatt-Online".
Härter fällt die Kritik des Bundesvorsitzenden der Jungen Liberalen, Konstantin Kuhle, aus: "Luckes Wahlkampf setzt auf Angst und Hass. Die Gleichsetzung der EU mit der Diktatur in Nordkorea entlarvt die AfD als Ansammlung frustrierter Hitzköpfe", sagte Kuhle "Handelsblatt-Online". Die Partei verhöhne mit ihrem Vergleich die Opfer von Diktatur und Gewaltherrschaft weltweit. "Wer die EU besser machen will, sollte lieber konstruktive Vorschläge machen", betonte Kuhle. "Ausfälle wie dieser vergrößern den Graben zwischen der europäischen Idee und den Menschen."
FDP-Spitzenkandidat Lambsdorff attackiert AfD-Chef Lucke
Der FDP-Spitzenkandidat zur Europawahl, Alexander Graf Lambsdorff, hat den Chef der Alternative für Deutschland (AfD), Bernd Lucke, scharf attackiert. Das berichtet "Handelsblatt-Online".
Lambsdorff sagte dazu "Handelsblatt-Online": "Dieser Unfug ist das Ergebnis des Euro-Hasses, den Bernd Lucke sät." Es spreche für sich, dass die AfD so etwas auf Plakate druckt. "Ein Unterschied zu den politischen Brandstiftern von links und rechts ist kaum mehr zu erkennen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur