Antisemitismusbeauftragter hält Corona-Demos für "hochgefährlich"
Archivmeldung vom 14.05.2020
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.05.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDer Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat vor der zunehmenden Verbreitung von judenfeindlichen Verschwörungstheorien in der Coronakrise gewarnt und Staat und Bürger dazu aufgefordert, diesen antisemitischen Tendenzen "mit aller Macht" entgegenzutreten.
Er halte viele Protestkundgebungen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus für "hochgefährlich, weil sie das Vertrauen in unseren demokratischen Staat untergraben und ein Sammelbecken bilden, indem sich neben teils sehr obskuren anderen Geisteshaltungen verschwörungswütige Antisemiten und Holocaust-Leugner finden", sagte Klein der "Süddeutschen Zeitung".
Es sei "absolut nicht hinnehmbar", dass auf solchen Demos die Schoah relativiert werde, "indem etwa die Maskenpflicht mit dem Tragen des Judensterns im Nationalsozialismus verglichen wird", so der Antisemitismusbeauftragte weiter. Damit würden der Holocaust relativiert und dessen Opfer verhöhnt. Klein bezog sich auf Proteste, zu denen am vergangenen Wochenende tausende Menschen in mehreren deutschen Städten auf die Straße gegangen waren, um gegen die Beschränkung des öffentlichen Lebens während der Corona-Pandemie zu demonstrieren. Wenn in der jetzigen Krise antisemitische Theorien wieder blühten, könne der Staat alleine es nicht richten, sagte Klein.
Dazu brauche es auch "eine wachsame und mutige Zivilgesellschaft". Der Antisemitismusbeauftragte forderte die Bürger auf, "bereits im Kleinen" auf problematische Äußerungen zu reagieren. Jeder Einzelne müsse "die Gefahr erkennen, die davon für unsere Demokratie entsteht - nicht nur für Juden oder asiatisch aussehende Menschen, die direk t bedroht werden". Es bedrohe "uns alle, wenn Verschwörungsmythen unwidersprochen bleiben", sagte Klein der "Süddeutschen Zeitung".
Quelle: dts Nachrichtenagentur